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Mittwoch, 4. Januar 2012

[Rezension] Dustlands "Die Entführung" von Moira Young

Durch die Wüste und über die Berge: In einer Welt nach unserer Zeit kämpft eine junge Frau um die Befreiung ihres Zwillingsbruders - und für die Freiheit eines ganzen Landes.

Die 18-jährige Saba lebt sehr abgeschieden mit ihrem Vater, ihrem Zwillingsbruder Lugh und ihrer kleinen Schwester Emmi in einer extrem kargen Einöde am Silverlake - bis eines Tages vier bewaffnete Reiter auftauchen, um den Bruder zu entführen. Saba schwört, Lugh zu finden und zu befreien. Dazu muss sie ihr Zuhause verlassen, eine Wüste durchqueren und viele Gefahren überstehen. Sie wird gefangen genommen und verwundet. Auf ihrem abenteuerlichen Weg lernt sie die Welt jenseits des Silverlake kennen: Ein wüstes Land, in dem es keine Zivilisation mehr gibt, keine Bücher mehr, keine normalen Verkehrsmittel. Es wird von einem verrückten König und seinen Soldaten beherrscht, die die Bevölkerung mit einer Droge in Schach halten. In Hopetown muss Saba in der Arena kämpfen, aber sie trifft dort auch auf einen Mann, der sie liebt, und eine Truppe von Rebellinnen, die sie unterstützen. Doch kann sie ihnen wirklich trauen? (Verlagsinfo)


Kritik

Dystopien erobern den Buchmarkt im Sturm, so auch Dustlands von Moira Young. Im ersten Band "Die Entführung" lernen wir Leser eine neue Welt und ihre Bewohner kennen.

Rau ist der Erzählstil der Autorin zu nennen. Unverblümt und direkt werden wir Leser direkt von Saba angesprochen, die uns ihre Geschichte aus der eigenen Perspektive erzählt. Die Autorin hat ihrer Protagonisten eine Sprache gegeben, die perfekt zu Saba passt und uns Lesern schnell begreiflich macht, wie Saba ist. Auffällig ist das Fehlen der finalen Konsonanten, "ich renne" wird so zu "ich renn", "ich trete" zu "ich tret" usw., dies unterstreicht zwar Sabas Natur vortrefflich aber manches Mal nervt es beim Lesen auch etwas. Als wirklich störend kann dagegen empfunden werden, dass Anführungszeichen bei den Dialogen komplett weggelassen wurden. So kann es vorkommen, dass ein Dialog gelesen wird, aber nicht oder erst spät als solcher erkannt wird. So verwirrt es schnell und immer mal wieder muss beim Lesen noch mal ein Abschnitt zurückgegangen werden, um das Geschriebene richtig zu interpretieren. Während Saba uns von ihrer Geschichte erzählt, lässt sie vor unseren Augen eine Welt entstehen, trotz ihrer rauen Sprache vermag sie es, eine Welt mit ihren Worten zu zeichnen, die die Leser sich bildlich vorstellen können. Diese Welt beeindruckt, grüne Wälder, die oasengleich brachliegendes Land und Wüsten ablösen, eine zweifelhafte Stadt und vieles mehr darf der Leser hier entdecken.

Der postapokalyptische Plot bietet, neben der Suche nach dem entführten Lugh, jede Menge emotionsgeladene Action, Charaktere, die sich glaubwürdig weiterentwickeln und auch so manche Überraschung. Natürlich darf die Liebe auch nicht fehlen und so trifft Saba auf Jack, den sie allerdings anfangs eher als Hindernis in ihrem Vorhaben sieht. Fragen, die sich innerhalb der Handlung auftun werden, zum Ende hin geklärt und so kann "Dustlands", obwohl als Reihe angelegt, gerne auch als einzelner Titel gelesen werden. Leser, die sich allerdings von der ungewöhnlichen Schreibweise und der Geschichte in den Bann ziehen lassen, werden den zweiten Teil um Saba und ihre Familie kaum erwarten können.

Selbstverständlich ist "Dustlands - Die Entführung" spannend, so spannend, dass die Leser das Buch kaum aus der Hand legen können. Schon auf den ersten Seiten wird ein Spannungsbogen aufgebaut, der sich bis zur letzten Seite fast nur nach oben hin entwickelt. Der schnelle, oftmals abgehackte Sprechstil unterstreich die Spannung und so fliegt der Leser durch die Seiten intensiver, fast spürbarer Emotionen.

Auch die Charakterbildung ist gelungen. Saba, keinesfalls durchgehend sympathisch, besticht durch eine authentische Entwicklung. In ihrem Fokus liegt ihr Zwillingsbruder Lugh, für den Saba alles tun und riskieren würde. Dagegen hegt sie fast nur negative Gefühle ihrer kleinen Schwester Emmi gegenüber. Saba macht Emmi dafür verantwortlich, dass ihre Mutter bei der Geburt starb und behandelt Emmi erst einmal dementsprechend schlecht. Mit nur einem Ziel vor Augen, verpasst Saba so manches Mal fast, dass es außerdem noch anderes gibt, das ebenfalls von Bedeutung ist. Durch das harte Leben, das Saba kennt, ist sie dementsprechend hart und der Meinung, dass nur Lugh wichtig für ihre Existenz ist. Aber Saba entwickelt sich zum Positiven. Auch wenn es lediglich ihr großes Ziel ist, Lugh zu retten, wird doch klar, dass sie ein Gewissen hat und in der Lage ist, ihren Fokus zu erweitern. Mit Ecken und Kanten ist Saba eine sehr glaubwürdige Darstellerin.

Eine besondere Darstellerin ist Emmi, trotzdem sie eine Nebenfigur ist, bleibt Emmi nachhaltig in Erinnerung. Trotz ihres kindlichen Alters von gerade mal neun Jahren beweist sie eine Stärke und ein Durchhaltevermögen, das vergleichbar ist mit dem ihrer Schwester Saba. Trotz des lieblosen Verhaltens ihrer Schwester begibt Emmi sich in Gefahren, um Saba zu beweisen, dass sie ihrer Liebe wert ist.

Sehr schwach und blass ist Lugh gezeichnet, Saba lobt ihn zwar in unendliche und unerreichbare Höhen, aber ist er auch wirklich dieser "Gott", für den Saba ihn hält? Leider wird diese Frage nicht geklärt.

Sonst ist bei den Figuren nichts zu meckern, ob nun Neben- oder Randfigur, alle sind ausreichend beschrieben und hinterlassen zumeist einen positiven Eindruck. Selbst die zwielichtigen Gegenspieler Sabas, wenn auch nur am Rande vorkommend, sind nachvollziehbar.

Die Aufmachung von "Dustlands" ist wirklich passend. Zu sehen ist ein Mädchen, das durch eine Wüste läuft. Diese Stimmung wurde sehr gut umgesetzt. Besonders toll ist: Nimmt der Leser den Schutzumschlag ab, sieht er dasselbe, lediglich die Prägung fehlt.


Autorin

Moira Young, geboren und aufgewachsen in British Columbia im Westen Kanadas, trat als Schauspielerin und Opernsängerin in Kanada und Europa auf. Heute lebt und arbeitet sie als freie Autorin in Bath, England. "Dustlands - Die Entführung" ist ihr erster Roman.


Fazit

Als ich den Klappentext zu Dustlands - "Die Entführung" gelesen habe, dachte ich erst: "Oh nein - eine Hommage auf die Tribute von Panem". Die Erwähnung auf eine Arena, in der Saba kämpfen muss, lies diesen Schluss zu. Ich habe mich geirrt, "Dustlands" ist anders und steht auf eigenen Beinen.

Die Autorin Moira Young hat eine faszinierende, aber auch grausame Welt geschaffen, in der Überleben kein Kinderspiel ist. Überzeugende Charaktere und der postapokalyptische Plot überzeugen auf ganzer Linie.

Hier wird den Lesern alles geboten was ein ansprechendes Lesevergnügen garantiert, atemberaubende Spannung, nervenaufreibende Action, eine glaubwürdig eingesponnene Romanze und ein emotionsgeladenes Abenteuer.



Dustlands:
Band 1: "Die Entführung"
Band 2: "Rebel Heart" (2012)


Gebundene Ausgabe: 449 Seiten
ISBN-13: 978-3841421425
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 15 Jahre
Originaltitel: Blood Red Road
www.fischerverlage.de

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich bin etwas gespalten was das Buch angeht. Anfangs hat es mich sehr interessiert, aber je mehr Rezensionen ich lese, und diese sind durchweg positiv, desto weniger Interesse entwickel ich. Sehr komisch, ich weiß nicht woher das kommt.

Sehr schöne Rezension ! Danke dir :)

Sarah hat gesagt…

Dem Buch lechze ich schon die ganze Zeit hinterher. Menno, deine gute Rezension hilft da auch kaum weiter ;) Ist bei mir also genau anders herum als bei meiner Vorkommentatorin.

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