Das vierte Jahr der Akadermie der Vampire hat für Alisa vom
Clan der Vamila, Leo vom Clan der Dracas, Ivy vom Clan der Lycaner und Luciano
vom Clan der Nosferas begonnen. Diesmal geht es für die jungen Vampire nach
Wien, zum Clan der Dracas. Hier sollen sie die Kunst des Gedankenlesens lernen,
die die Dracas perfektioniert haben.
Vorerst stehen aber mehr Tanzen und Fechten auf dem
Lehrplan, was die Jungvampire nicht besonders aufregend finden. Der Clan der
Dracas setzt alles daran, die Jungvampire in das öffentliche Leben in Wien
einzuführen. Neben dem Tanzen und Fechten stehen auch Theater und Opernbesuche
sowie Bälle und andere Abendveranstaltungen auf dem Programm. Während eines
Besuchs im Burgtheater lernt Luciano die menschliche Clarissa von Todesco
kennen und verliebt sich. Dies ist nicht unproblematisch, da Luciano sich kaum
mehr im Griff hat und nicht selten den Unterricht schwänzt, um sich heimlich
mit Clarissa zu treffen. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis diese
verbotene Beziehung auffliegt.
Als sich auch nach einiger Zeit am Unterrichtsplan der
Dracas nichts verändert, macht sich Ungeduld breit. Alisa kann Leo überreden,
zumindest ihr und Luciano diese Kunst näherzubringen. Einzig Ivy braucht diese
Unterrichtsstunden nicht, da sie das Gedankenlesen mindestens genauso gut
beherrscht wie die Dracas. Ivy macht sich immer mehr Sorgen darum, dass ihr
Geheimnis bald auffliegen könnte, da sie als Einzige nicht zu altern scheint
und immer noch blutjung aussieht. Zusätzlich macht sie sich Sorgen, da ihr
immer öfter Raben auffallen, die die Erben zu verfolgen scheinen. Mit diesem
Verdacht steht sie allerdings alleine da, weil ihre Freunde dies als Spinnerei
ab tun.
Ein dunkler Schatten kommt immer näher, und als Ivy dann
entführt wird, machen ihre Freunde sich auf nach Siebenbürgen, um sie zu
retten.
Sind sie den dort lauernden Gefahren schon gewachsen?
Kritik
Mit "Dracas" hat Ulrike Schweikert den vierten
Teil der Erben der Nacht-Serie geschrieben. Wie schon in den drei
vorangegangenen Bänden "Nosferas", "Lycana" und
"Pyras" versteht es die Autorin, ihre Geschichte in die historischen
Ereignisse des 19. Jahrhunderts einzubauen und so Abenteuer und Fantasy mit der
Geschichte und Kultur der jeweiligen Schauplätze zu verbinden. Der Schreibstil
von Ulrike Schweikert ist einem Jugendbuch angemessen und daher leicht zu
lesen. Sie schafft es dabei, auch die Sprache der Zeit des endenden 19.
Jahrhunderts anzupassen.
Ein sich aufbauender und in einem dramatischen Finale
endender Spannungsbogen macht es dem Leser schwer, das Buch zur Seite zu legen.
Durch das stetige Tempo gelingt es der Autorin, den Leser zu fesseln und in die
Geschichte eintauchen zu lassen.
Dem originellen Plot, den Ulrike Schweikert seit dem ersten
Band gesponnen hat, bleibt sie treu, und dieser zieht sich wie ein roter Faden
auch durch diesen Roman. Langsam scheint sich zu klären, wer der dunkle
Schatten ist, der seit dem ersten Akademiejahr Jagd auf die Jungvampire macht,
und auch die Gründe dafür sind stimmig und nachvollziehbar. Das Ende ist für
diesen Roman abschließend, hält dabei aber die Spannung auf den nächsten Teil
der Reihe aufrecht.
Die Umgebung beschreibt die Autorin detailliert und schafft
eine passende, in Wien prunkvolle und in Transsylvanien düstere Grundstimmung.
Erzählt wird die Geschichte um die Jungvampire aus der Perspektive eines
Beobachters, der sich zwar hauptsächlich auf die vier Freunde Alisa, Leo, Ivy
und Luciano konzentriert, dabei weitere Charaktere aber keinesfalls aus den
Augen verliert und auch die tragenden Charaktereigenschaften betont.
Die Protagonisten entwickeln sich realistisch weiter. Mit
ihren typischen Charaktereigenschaften werden die Jungvampire langsam
erwachsen, und neben der Freundschaft kommt bei manchen auch die erste
Verliebtheit zum Tragen. Die vier Freunde Alisa, Ivy, Leo und Luciano tragen in
dieser Reihe die Hauptrollen, dennoch haucht die Autorin auch den Nebenfiguren
Leben ein und beschreibt sie detailliert, sodass der Leser jede Einzelne
vermissen würde, sollte diese die Bühne verlassen. Jeder Protagonist ist für sich
einzigartig und lebensnah konzipiert und hält sich über Jahre der Erzählzeit
selbst die Treue, ohne dabei in der Entwicklung stehen zu bleiben. Historische
Personen wie Bram Stoker oder Oscar Wilde sowie literarische wie van Helsing
oder Dracula höchstpersönlich, aber auch solche Besonderheiten wie die
Fledermäuse der Peterskirche sind Teil dieser Geschichte und tragen zur
Einzigartigkeit bei.
Die Aufmachung des Buches passt sich in der Gestaltung der
Reihe perfekt an, ohne gleich zu wirken. Im Innenteil ist eine Karte von Wien
abgedruckt und am Ende des Buches eine Übersicht von Transsilvanien. Ein
Glossar erklärt historische Begriffe, und auch die neuen Gaststars werden
vorgestellt und deren Leben kurz beschrieben.
Autorin
Ulrike Schweikert wurde am 28. November 1966 in Schwäbisch
Hall geboren. Sie hat eine jüngere und eine ältere Schwester. Bereits als Kind
liebte sie es zu tanzen und betreibt immer noch aktiv Ballett- und
Tangounterricht. Nach ihrer Schulzeit, die sie auch in Schwäbisch Hall verbrachte,
machte sie einen Banklehre in Stuttgart. Nachdem sie sechs Jahre lang als
Wertpapierhändlerin gearbeitet hatte, studierte sie Geologie und Journalismus.
Zu dieser Zeit entstanden erste Manuskripte.
Während ihres Studiums recherchierte sie viel über ihre
Stadt, was die Grundlage für ihren ersten Roman war: 2000 veröffentlichte sie
"Die Tochter des Salzsiedlers". Allerdings gelang ihr der Durchbruch
erst mit ihrem zweiten Roman "Die Hexe und die Heilige", der es ihr
ermöglichte, das Schreiben zu ihrem Beruf zu machen. Für "Das Jahr der
Verschwörer" erhielt sie 2004 von der "Autorengruppe deutschsprachige
Kriminalliteratur - Das Syndikat" den Hansjörg-Martin-Preis.
Heute lebt sie in Pforzheim. Sie liebt Vulkane, vor allem
Island und Hawaii haben es ihr angetan, und sie ist eine begeisterte Taucherin.
Unter dem Namen Rike Speemann schrieb sie zwei Fantasyromane. Sie schrieb unter
einem Pseudonym, um nicht in eine Schublade für historische Romane gesteckt zu
werden. (Verlagsinfo)
Fazit
Mit "Die Erben der Nacht - Dracas" hat Ulrike
Schweikert wieder einmal bewiesen, dass sie es schafft, Fantasy großartig und
glaubwürdig mit der Historie zu verbinden und ein spannendes und einfach zu
verstehendes Werk zu schaffen, das durch absoluten Lesespaß überzeugt. Die
jugendliche Zielgruppe wird dabei ebenso erreicht wie auch der erwachsene Leser
fantastischer Literatur.
Die Erben der Nacht:
01 - "Nosferas"
02 - "Lycana"
03 - "Pyras"
04 - "Dracas"
Taschenbuch: 512 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3570306567
Nadine Warnke
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