Die junge Franziskanerin Evangeline vom Orden der ewigen
Anbetung lebt seit ihrem zwölften Lebensjahr im Kloster der heiligen Rosa in
Milton, New York. Ihre Kindheit verbrachte sie in Paris. Als ihre Mutter
entführt und ermordet wurde, ging ihr Vater mit ihr nach Amerika, wo er sich
erhoffte, dass sie dort in Sicherheit wären. Evangeline erhielt nach dem Tod
ihrer Mutter von der Großmutter eine goldene Halskette mit einer Leier als
Anhänger, die noch eine bedeutende Rolle spielen soll.
Am 23.12.1999: Evangeline beantwortet gerade die tägliche
Post, die an das Kloster gerichtet ist, und stößt dabei auf einen Brief, der
ohne Umschweife auf das Anliegen seines Verfassers zu sprechen kommt. V. A.
Verlaine erbittet für einen privaten Klienten, die Archive des Klosters
aufsuchen zu dürfen. Er könne darauf schließen, dass ein zumindest kurzer
Briefwechsel zwischen Abigale A. Rockefeller und der damaligen Äbtissin
Innocenta stattgefunden hat, da er bei Recherchen auf die Briefe von Schwester
Innocenta gestoßen ist. Diese sind 1943-44 geschrieben worden. Da ihr die
Jahreszahlen im Bezug auf das Kloster bekannt erscheinen, schaut Evangeline
selbst im Archiv nach den gesuchten Briefen, kann jedoch nur einen finden. Kurz
darauf stößt sie auf einen Zeitungsartikel aus dem Jahre 1944: Im Januar jenes
Jahres verwüstete ein Feuer das Kloster und die Familie Rockefeller finanzierte
mit einer großen Spende den Wiederaufbau.
Zur gleichen Zeit trifft sich Verlaine mit seinem
Auftraggeber Percival Grigori, der darauf drängt, dass Verlaine sich umgehend
auf den Weg zum Kloster macht, um an die fehlenden Briefe zu kommen. Durch
einen Zufall erhält dieser Zugang zur Bibliothek und trifft dort auf
Evangeline. Er kann sie davon überzeugen, ihm das gefundene Schriftstück zu
zeigen.
Percival, der sehr krank erscheint, geht nach Hause. Dort
befreit er sich aus einem Korsett, welches es ihm ermöglicht, sich überhaupt
noch aufrecht zu halten. Vor zehn Jahren erkrankte er an einer geheimnisvollen
Krankheit, die zuerst seine Flügel befiel - denn er ist ein Nephilim, der
Nachfahre eines Engels, der sich mit einer menschlichen Frau vereinigte. Diese
Nachfahren sind ebenso kraftvoll wie bösartig, und sie wollen die Menschheit
vernichten, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Um seine alte Kraft
wiederzuerlangen, benötigt er die Leier des Orpheus, der große Kräfte
nachgesagt werden. Unter anderem soll das Spiel dieser Leier Percival heilen können.
Seit Jahren schon suchen die Nephilim diese Leier, die allerdings von
Angelologen verborgen wurde ...
Evangeline gerät in den Kampf zwischen den Angelologen und
den Nephilim, denn seit vielen Jahren, trägt sie eine fein bearbeitete
Halskette, deren Anhänger eine Leier ist ...
Kritik
Danielle Trussoni hat mit "Angelus" einen
spannenden Mystery-Thriller geschrieben, der sich in vier Teile gliedert. Im
ersten Teil werden Evangeline, einige der Schwestern vom Kloster der heiligen
Rosa, Verlaine und auch die Nephilim vorgestellt. Die Figuren werden aufgebaut
und erste Beziehungen und Verknüpfungen bilden sich.
Der zweite Teil ist ein Rückblick auf Ereignisse, welche die
Nonne Celestine in den Kriegswirren um 1944 erlebte. Die Aufgabe der
Angelologen offenbart sich ebenso wie die Nephilim und ihre Geschichte. In den
letzten Teilen kommt es dann zum Showdown.
Bis auf den zweiten Teil, der aus Sicht der Nonne und
angehenden Angelologin Celestine geschildert wird, wird die Geschichte aus der
Perspektive eines Beobachters erzählt. So kann man alle Handlungen der
Protagonisten verfolgen und ein lebendiges Bild entsteht. Der Roman ist flüssig
und nachvollziehbar geschrieben; die erst einzelnen Handlungsstränge verweben
sich schließlich zu einem einleuchtenden Gesamtbild. Die Charaktere sind
überzeugend konzipiert und die Beziehungen untereinander werden dem Leser nach
und nach immer klarer.
Der Schreibstil der Autorin zieht den Leser schnell in den
Bann, denn man möchte unbedingt wissen, wie die Geschichte weitergeht, und kann
das Buch kaum aus der Hand legen. Zahlreiche unerwartete Wendungen in der
Geschichte lassen keine Langeweile aufkommen. Die Recherchearbeit der Autorin,
unter anderem zum Buch Enoch, erklärt viel über Engel und ihre verschiedenen
Arten.
Das Ende allerdings fand ich etwas abrupt, jedoch lässt ein
Interview mit der Autorin auf noch mindestens einen weiteren Teil mit
Evangeline und der Geschichte um die Engel hoffen. Genug Potenzial ist auf
jeden Fall vorhanden.
Fazit
"Angelus" von Danielle Trussoni ist ein
spannender, fesselnder und überraschender Roman, den ich ohne schlechtes
Gewissen jedem Leser von Mysterythrillern und mystisch angehauchter
Belletristik weiterempfehlen kann. Ich hoffe sehr auf einen zweiten Teil, um
noch mehr von Evangeline, den Angelologen und auch den Nephilim zu erfahren.
Die Autorin
Danielle Trussoni, geboren 1973, studierte an der University
of Wisconsin-Madison Geschichte und Englische Literatur. Sie hat den Iowa
Writers' Workshop absolviert und lebt seither als freie Schriftstellerin in den
USA und in Bulgarien. Sie schreibt unter anderem für The New York Times Book Review,
The New York Times Magazine und The Telegraph Magazine. Ihr Buch "Falling
Through the Earth: A Memoir" stand auf der Liste der '10 besten Bücher
2006' der New York Times. Für diesen Titel erhielt sie mehrere Preise.
"Angelus" ist ihr erster Roman. (Verlagsinfo)
Originaltitel: Angelology
Übersetzung von Rainer Schmidt
656 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3426198780
http://www.danielletrussoni.org
http://www.droemer.de
Als Lesung von Regina Lemnitz (Kathy Bates, Roseanne Barr)
erhältlich beim Hörverlag unter der ISBN 978-3867175722.
Nadine Warnke
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