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Dienstag, 17. Juli 2012

[Rezension] Dark Canopy von Jennifer Benkau




Stell dir vor, du musst täglich ums Überleben kämpfen.
Stell dir vor, dein Gegner ist unbesiegbar.
Stell dir vor, du kommst ihm zu nah.
Stell dir vor, du verliebst dich in ihn.

Die Percents, für den dritten Weltkrieg geschaffene Soldaten, haben die Weltherrschaft übernommen und unterjochen die Menschen. Rebellenclans versuchen, außerhalb des Systems zu überleben. Mit ihnen kämpft die 20-jährige Joy gegen das Gewaltregime. Doch dann fällt sie dem Feind in die Hände und muss feststellen, dass sich auch unter den vermeintlichen Monstern Menschlichkeit findet. Und sogar noch mehr ... (Klappentext)


Kritik

Bei "Dark Canopy" handelt es sich um den ersten Teil eines geplanten Zweiteilers aus der Feder von Jennifer Benkau.

Die Autorin entwickelt einen düsteren und brutalen Plot für ihre Dystopie. Die Welt, in der die Protagonisten leben, ist finster. Nicht nur, dass die Sonne bis auf zwei Stunden am Tag durch "Dark Canopy" hinter einem undurchdringlichen schwarzen Schleier verborgen wird, auch die Lebensumstände ist alles andere als freundlich. Tiefer Hass und Verachtung herrschen unter den verfeindeten Gruppen der Menschen und der Percents. Während die Menschen als Sklaven in der Stadt oder als Rebellen in kompletter Armut leben, herrschen die Percents. Dennoch sind die Menschen keinesfalls unschuldig an der Situation. Letzten Endes waren sie es, die diese emotionslosen Monster geschaffen haben, um diese für einen Krieg zu benutzen.

Besonders im ersten Drittel bekommt der Leser die volle Bandbreite an menschenverachtenden und brutalen Taten zu lesen. Zarte Gemüter werden hier einige Male heftig zu schlucken haben. Gefangenschaft, Missbrauch, Folter und andere erbarmungslose Vergehen an den Menschen beherrschen diesen Romanabschnitt. Im Mittelteil des Romans flaut die Spannung dann etwas ab, langweilig wird er allerdings nicht. Zu sehr ist der Leser von der finsteren Zukunftsversion gefesselt. Obwohl die Autorin eine Welt geschaffen hat, in der die Rassen eigentlich nur Verachtung und Hass füreinander hegen, gelingt es Jennifer Benkau, eine glaubwürdige Liebesgeschichte in ihren Plot einzuweben. Logisch ist, dass dies Zeit braucht. Besonders die weibliche Hauptdarstellerin Joy, bei den Rebellen aufgewachsen, kennt nichts anderes als Hass und Angst vor den Percents. Doch Joy muss feststellen, dass nicht alle Percents über einen Kamm zu scheren sind. Sicher gibt es diese grausamen und kalten Geschöpfe, aber einige wenige sind anders, menschlich.

Mit ihrem kreativen und atmosphärisch dichten Schreibstil lässt die Autorin eine Welt vor den Augen ihrer Leser entstehen, die durchaus glaubwürdig ist. Leicht verständlich und erstaunlich anschaulich entsteht eine spannende Zukunftsversion, die zwar brutal ist, aber auch durch ehrliche Emotionen punktet. Jennifer Benkau hat ihre Geschichte geschickt entworfen und baut überraschende Wendungen ein. Geschickt wirft die Autorin immer wieder Nebenhandlungen ein, wobei sie aber nie den roten Faden verliert. Nicht alles ist zum Ende hin erklärt und in sich abgeschossen, und ein wirklich intelligent gesetzter Cliffhanger macht das Warten auf den zweiten und letzten Teil wirklich zur Qual.

Erzählt in der Ich-Form aus der Perspektive Joys, erleben die Leser die vielfältigen Emotionen der Protagonisten hautnah mit. Verzweiflung, Freundschaft, Hass, Liebe, Angst sind nur einige der Gefühle, mit denen Joy umgehen muss.

Die Charakterzeichnung der Darsteller ist psychologisch vielfältig und gibt den Figuren Raum, sich zu entwickeln und zu lernen. In einer Welt, in der vorwiegend Verachtung und Hass regieren, ist es unmöglich, Figuren zu schaffen, die frei von Ecken und Kanten sind und sich als strahlender Held oder Heldin präsentieren. Menschen sind genauso verachtenswürdig wie die Percents, und im umgekehrten Fall gibt es Percents, die keine emotionslosen Monster sind, sondern dazu in der Lage, sogar freundschaftliche Bindungen zu Menschen einzugehen.

Die Gestaltung der Covers ist passend zum düsteren Plot gehalten. Schon beim ersten Blick darauf bekommt der Leser eine gewisse Ahnung war ihn erwartet, nämlich keine zarte und leichte Romanze, sondern etwas Finsteres, in dem aber dennoch ein funke Hoffnung existiert.


Autorin

Jennifer Benkau wurde 1980 in Solingen geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Mann, drei Kindern und zwei Katzen inmitten lauter Musik und vielen Büchern lebt. Nachdem sie in ihrer Kindheit Geschichten in eine Schreibmaschine gehämmert hatte, verfiel sie pünktlich zum Erwachsenwerden in einen literarischen Dornröschenschlaf, aus dem sie zehn Jahre später, an einem verregneten Dezembermorgen, von ihrer ersten Romanidee stürmisch wachgeküsst wurde. Von dem Moment an gab es kein Halten mehr. "Dark Canopy" ist ihr erster Roman für junge Erwachsene.


Fazit

"Dark Canopy" ist eine brutale und schonungslose Dystopie, die dieses Genre mit allen Konsequenzen repräsentiert. Jennifer Benkau hat hier ein erschreckendes Szenario konzipiert, das nicht mehr loslässt. Glaubwürdige Figuren, ehrliche Emotionen, der düstere Schreibstil und unerwartete Wendungen runden die Geschichte hervorragend ab.

Für mich ist "Dark Canopy" eine der besten Dystopien, die es momentan auf dem Buchmarkt gibt.

Hardcover mit Relieflack, Schutzumschlag und Leseband, 524 Seiten
ISBN-13: 978-3839001448
http://www.script5.de
http://www.jbenkau.bplaced.de

1 Kommentar:

Lilly hat gesagt…

Ganz tolle Rezi!!!
Ich bin von dem Buch auch wahnsinnig begeistert gewesen. Rangiert momentan auf dem 2 Platz meiner Highlights im Jahr 2012. <3 Ich freu mich schon total auf die Fortsetzung.

LG
Lilly

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