Stell dir vor, du musst täglich ums Überleben kämpfen.
Stell dir vor, dein Gegner ist unbesiegbar.
Stell dir vor, du kommst ihm zu nah.
Stell dir vor, du verliebst dich in ihn.
Die Percents, für den dritten Weltkrieg geschaffene
Soldaten, haben die Weltherrschaft übernommen und unterjochen die Menschen.
Rebellenclans versuchen, außerhalb des Systems zu überleben. Mit ihnen kämpft
die 20-jährige Joy gegen das Gewaltregime. Doch dann fällt sie dem Feind in die
Hände und muss feststellen, dass sich auch unter den vermeintlichen Monstern
Menschlichkeit findet. Und sogar noch mehr ... (Klappentext)
Kritik
Bei "Dark Canopy" handelt es sich um den ersten
Teil eines geplanten Zweiteilers aus der Feder von Jennifer Benkau.
Die Autorin entwickelt einen düsteren und brutalen Plot für
ihre Dystopie. Die Welt, in der die Protagonisten leben, ist finster. Nicht
nur, dass die Sonne bis auf zwei Stunden am Tag durch "Dark Canopy"
hinter einem undurchdringlichen schwarzen Schleier verborgen wird, auch die
Lebensumstände ist alles andere als freundlich. Tiefer Hass und Verachtung
herrschen unter den verfeindeten Gruppen der Menschen und der Percents. Während
die Menschen als Sklaven in der Stadt oder als Rebellen in kompletter Armut
leben, herrschen die Percents. Dennoch sind die Menschen keinesfalls unschuldig
an der Situation. Letzten Endes waren sie es, die diese emotionslosen Monster
geschaffen haben, um diese für einen Krieg zu benutzen.
Besonders im ersten Drittel bekommt der Leser die volle
Bandbreite an menschenverachtenden und brutalen Taten zu lesen. Zarte Gemüter
werden hier einige Male heftig zu schlucken haben. Gefangenschaft, Missbrauch,
Folter und andere erbarmungslose Vergehen an den Menschen beherrschen diesen
Romanabschnitt. Im Mittelteil des Romans flaut die Spannung dann etwas ab,
langweilig wird er allerdings nicht. Zu sehr ist der Leser von der finsteren
Zukunftsversion gefesselt. Obwohl die Autorin eine Welt geschaffen hat, in der
die Rassen eigentlich nur Verachtung und Hass füreinander hegen, gelingt es
Jennifer Benkau, eine glaubwürdige Liebesgeschichte in ihren Plot einzuweben.
Logisch ist, dass dies Zeit braucht. Besonders die weibliche Hauptdarstellerin
Joy, bei den Rebellen aufgewachsen, kennt nichts anderes als Hass und Angst vor
den Percents. Doch Joy muss feststellen, dass nicht alle Percents über einen
Kamm zu scheren sind. Sicher gibt es diese grausamen und kalten Geschöpfe, aber
einige wenige sind anders, menschlich.
Mit ihrem kreativen und atmosphärisch dichten Schreibstil
lässt die Autorin eine Welt vor den Augen ihrer Leser entstehen, die durchaus
glaubwürdig ist. Leicht verständlich und erstaunlich anschaulich entsteht eine
spannende Zukunftsversion, die zwar brutal ist, aber auch durch ehrliche
Emotionen punktet. Jennifer Benkau hat ihre Geschichte geschickt entworfen und
baut überraschende Wendungen ein. Geschickt wirft die Autorin immer wieder
Nebenhandlungen ein, wobei sie aber nie den roten Faden verliert. Nicht alles
ist zum Ende hin erklärt und in sich abgeschossen, und ein wirklich intelligent
gesetzter Cliffhanger macht das Warten auf den zweiten und letzten Teil
wirklich zur Qual.
Erzählt in der Ich-Form aus der Perspektive Joys, erleben
die Leser die vielfältigen Emotionen der Protagonisten hautnah mit.
Verzweiflung, Freundschaft, Hass, Liebe, Angst sind nur einige der Gefühle, mit
denen Joy umgehen muss.
Die Charakterzeichnung der Darsteller ist psychologisch
vielfältig und gibt den Figuren Raum, sich zu entwickeln und zu lernen. In
einer Welt, in der vorwiegend Verachtung und Hass regieren, ist es unmöglich,
Figuren zu schaffen, die frei von Ecken und Kanten sind und sich als
strahlender Held oder Heldin präsentieren. Menschen sind genauso verachtenswürdig
wie die Percents, und im umgekehrten Fall gibt es Percents, die keine
emotionslosen Monster sind, sondern dazu in der Lage, sogar freundschaftliche
Bindungen zu Menschen einzugehen.
Die Gestaltung der Covers ist passend zum düsteren Plot
gehalten. Schon beim ersten Blick darauf bekommt der Leser eine gewisse Ahnung
war ihn erwartet, nämlich keine zarte und leichte Romanze, sondern etwas
Finsteres, in dem aber dennoch ein funke Hoffnung existiert.
Autorin
Jennifer Benkau wurde 1980 in Solingen geboren, wo sie auch
heute noch mit ihrem Mann, drei Kindern und zwei Katzen inmitten lauter Musik
und vielen Büchern lebt. Nachdem sie in ihrer Kindheit Geschichten in eine
Schreibmaschine gehämmert hatte, verfiel sie pünktlich zum Erwachsenwerden in einen
literarischen Dornröschenschlaf, aus dem sie zehn Jahre später, an einem
verregneten Dezembermorgen, von ihrer ersten Romanidee stürmisch wachgeküsst
wurde. Von dem Moment an gab es kein Halten mehr. "Dark Canopy" ist
ihr erster Roman für junge Erwachsene.
Fazit
"Dark Canopy" ist eine brutale und schonungslose
Dystopie, die dieses Genre mit allen Konsequenzen repräsentiert. Jennifer
Benkau hat hier ein erschreckendes Szenario konzipiert, das nicht mehr
loslässt. Glaubwürdige Figuren, ehrliche Emotionen, der düstere Schreibstil und
unerwartete Wendungen runden die Geschichte hervorragend ab.
Für mich ist "Dark Canopy" eine der besten
Dystopien, die es momentan auf dem Buchmarkt gibt.
Hardcover mit Relieflack, Schutzumschlag und Leseband, 524
Seiten
ISBN-13: 978-3839001448
http://www.script5.de
http://www.jbenkau.bplaced.de
1 Kommentar:
Ganz tolle Rezi!!!
Ich bin von dem Buch auch wahnsinnig begeistert gewesen. Rangiert momentan auf dem 2 Platz meiner Highlights im Jahr 2012. <3 Ich freu mich schon total auf die Fortsetzung.
LG
Lilly
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