Mark Meißen, Christiansdorf Anno 1173: Markgraf Otto hat den
Ritter Christian und seine Frau, die Hebamme und Heilerin Marthe in den Stand
der Edelfreien erhoben. Beide haben Otto die Lehenstreue geschworen und sind
unter Jubel wieder in Christiansdorf eingezogen, glückliche Zeiten sind
angebrochen, der Widersacher Randolf ist auf einem Kreuzzug im Heiligen Land.
Christian und Marthe gelangen zu großem Ansehen, nicht nur dass sie den
Silberabbau vorantreiben und so Wohlstand in Christiansdorf herrscht, auch
gelingt es ihnen, im Dorf Frieden zu wahren.
Eines Tages wird Christian wieder zum Markgrafen Otto
gerufen, dieser hat schlechte Nachrichten, Randolf befindet sich auf dem
Rückweg in die Mark Meißen. Aber nicht nur das, Markgraf Otto erhebt den Feind
Marthes in den Stand des Burgvogtes von Christiansdorf.
Gewarnt, versteckt Christian Marte und ihre gemeinsamen
Kinder bei einem befreundeten Paar, um seine Familie vorerst in Sicherheit zu
wissen, da er auf Ottos Geheiß eine Reise antreten muss.
Doch Marthe wird verraten und sogar der Hexerei bezichtigt,
Raimund und seine Frau Elisabeth können lediglich die Kinder Marthes
verstecken.
Marthe wird in Ketten abgeführt und landet im Verließ, wo
die junge Frau auf grausame Weise gefoltert wird. Ein übereifriger Pfarrer
treibt einem Urteil entgegen und verlangt ein Gottesurteil. Dieses besteht
Marthe, da sie unerwartete Hilfe erhält. Sie wird wieder in das Verließ
gesteckt, vielen ist sie einfach ein Dorn im Auge und gehört damit beseitigt.
In Erwartung erneuter Folter wird sie von einem ihrer früheren Peiniger aus dem
Verließ gerettet.
So befindet sie sich erneut in Gefangenschaft, Ritter
Ekkehart hat Marthe auf seine Burg entführt und dort wird die junge Frau von
einer alten Heilerin gepflegt, Marthe ist dem Tode näher als dem Leben.
Unterdessen ist Christian zurück und die Suche nach seiner
Frau beginnt ...
Kritik
Mit "Die Spur der Hebamme" ist der Autorin eine
gelungene Fortsetzung zu ihrem Erstling "Das Geheimnis der Hebamme"
gelungen, mit der sich Sabine Ebert noch gesteigert hat. Drei Jahre nach den
Ereignissen des ersten Teils setzt dieser Roman an.
Die Geschichte Ihrer Protagonisten Christian und Marthe
bettet die Autorin geschickt in die historisch belegten Vorkommnisse der Zeit
ein. Das Leben, das die verschiedenen Stände im Mittelalter geführt haben,
ebenso die Kampftechniken und historische Begebenheiten hat Sabine Ebert
gründlich recherchiert und bindet ihre fiktive Geschichte perfekt in die realen
Ereignisse ein.
Mit ihrem lebendigen und plastischen Schreibstil schafft die
Autorin es, den Leser an die Geschichte zu fesseln. Die Schicksalsschläge, mit
denen die Protagonisten umgehen müssen, werden detailliert und authentisch
beschrieben, die damaligen Verhältnisse sind glaubwürdig dargestellt. Die
Autorin schafft es, die Geschichte der Region lebendig werden zu lassen und
entführt die Leser in eine Zeit, in der die meisten Menschen der Willkür
höheren Standes Geborener ausgeliefert waren. Auch die beginnende
Hexenverfolgung und die Brutalität, die angewandt wurde, um eine Hexe zum
Geständnis zu zwingen, wird authentisch beschrieben.
Das Buch ist in vier Teile aufgegliedert, die sich jeweils
um ein Thema drehen. Im Ersten "Gefährliche Begegnungen" wird noch
das friedliche Leben in Christiansdorf beschrieben, aber die ersten
Begegnungen, die zu den weiteren Vorfällen führen, werden geschildert. Im
zweiten Abschnitt "Spurlos verschwunden" beginnen der Verrat und die
Festnahme Marthes. Mit dem dritten Teil "Die Zeit der Feigheit und des
Verrats" und dem letzten "Auf Leben und Tod" fügen sich die
Ereignisse zusammen.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht einer dritten
Person. Dem Leser werden so die verschiedenen Ereignisse der einzelnen
Protagonisten erzählt, und fügen sich zu einem glaubwürdigen und ineinander
passenden Gesamtbild zusammen.
Die Zeichnung der Protagonisten ist vielfältig und die
Autorin schafft es, ihre Figuren zum Leben zu erwecken. Die Charaktere
entwickeln sich weiter und lernen aus den Erfahrungen, die ihnen selber und
nahestehenden Personen zustoßen. Die Personen, die dem Leser ohnehin schon ans
Herz gewachsen sind, beweisen, dass sie das Zeug haben zu reifen und sich dabei
nicht selber zu verlieren.
Die nun Edelfreie Marthe arbeitet gegen ihren Stand weiter
als Hebamme und Heilerin. Dass sie mit ihren Behandlungen mehr Erfolg als so
mancher Medicus hat, bringt Neider auf den Plan und ist auch ihrem Ruf nicht
zuträglich. Auch der Kirche ist die selbstbewusste junge Frau schnell ein Dorn
im Auge und ein eifernder Beichtvater bringt Marthe ist Schwierigkeiten. Die
Entwicklung der jungen Frau ist sehr glaubwürdig und anderes als im ersten Band
steckt sie die zerstörenden Erlebnisse nicht mehr so einfach weg. Dies trägt
dazu bei, dass diese Figur glaubwürdiger wird.
Auch der Ritter Christian und Ehemann Marthes ist
glaubwürdig konzipiert, die Rachegelüste denjenigen gegenüber, die seine Frau
in Misskredit bringen, sind leicht nachvollziehbar. Dadurch zeigt sich, dass
der an Ehre glaubende und nach den Tugenden der Ritterschaft lebende Edelfreie
durchaus hart gegenüber seinen Mitmenschen werden kann und diese auch rächt.
Auch die weiteren Charaktere sind komplex und attraktiv gezeichnet, die Grenze
zwischen Gut und Böse aber klar. Überraschende Wendungen bei den Protagonisten
gibt es selten, sofern diese aber vorkommen, sind sie realistisch durchdacht.
Die hier besprochene Sonderausgabe erhält neben dem
Nachwort, in dem die Autorin auf die Geschichte und die historischen Ereignisse
eingeht, auch ein ausführliches Personenregister, in der historisch belegte
Personen gekennzeichnet sind und ein Glossar, das altertümliche Begriffe
erklärt. Ein exklusiver Text, in dem Sabine Ebert beschreibt, wie sie durch den
Roman "Das Geheimnis der Hebamme" Kontakt zu der Mittelalter-Szene
bekam, rundet das Buch ab.
Das Cover ist passend zur ersten Sonderausgabe gestaltet,
dieses Mal zeigt es eine junge Frau, die standesgemäß gekleidet ist, vor blauem
Hintergrund.
Fazit
Der zweite Teil der Hebammen-Saga, "Die Spur der
Hebamme" ist eine würdige Fortsetzung des ersten Teils, in dem die
Protagonisten gereift sind und sich neuen Herausforderungen stellen. Eine
Steigerung zum ersten Band der Reihe ist deutlich vorhanden.
Die erstklassige historische Recherche macht deutlich, wie
erschreckend das Mittelalter sein konnte. Nicht nur der Willkür der Obrigkeit
waren die Siedler ausgesetzt, auch vor Vergewaltigung und Folter wurde kein
Halt gemacht, wenn es darum ging, Menschen zu schaden und in Verruf zu bringen.
Dass der Stand nicht immer schützte, wird deutlich gemacht.
Diese spannend erzählte Geschichte kann bedenkenlos an historisch
Interessierte weiterempfohlen werden, der historisch authentische Hintergrund
vor dem die Geschichte der jungen Hebamme spielt, macht die Geschichte der
Region lebendig.
Autorin
Sabine Ebert (* 1958 in Aschersleben) ist eine deutsche
Journalistin und Romanautorin.
Geboren in Aschersleben wuchs Sabine Ebert in Berlin auf.
Sie absolvierte ihr journalistisches Volontariat in Magdeburg und studierte in
Rostock Lateinamerika- und Sprachwissenschaften. In ihrer Wahlheimat
Freiberg/Sachsen war sie 1990 Mitbegründerin der ersten unabhängigen Zeitung
der Stadt, deren Redaktion sie mehrere Jahre leitete. Ab 1995 war sie
freiberuflich für Tageszeitungen, Fernsehen und Hörfunk tätig und
veröffentlichte darüber hinaus eine Reihe von Sachbüchern zur Geschichte
Freibergs, darunter das Freiberger Jahrbuch (1991-2006), das die wichtigsten
regionalen Ereignisse des Jahres zusammenfasst.
Im Jahr 2006 erschien Sabine Eberts Romandebüt im
Knaur-Verlag: "Das Geheimnis der Hebamme", Auftakt einer fünfbändigen
Saga über die Siedlerzüge in den Osten und die ersten Silberfunde im Erzgebirge
zur Zeit Barbarossas. Drei Fortsetzungen liegen bereits vor.
Sabine Ebert lebt in Freiberg. (Quelle: Wikipedia)
Taschenbuch: 672 Seiten
Verlag: Knaur TB (1. November 2007)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3426636954
Leseprobe
Die Reihe:
Das Geheimnis der Hebamme
Die Spur der Hebamme
Die Entscheidung der Hebamme
Der Fluch der Hebamme
©Nadine Warnke
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