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Dienstag, 11. Januar 2011

[Rezension] Die Entscheidung der Hebamme von Sabine Ebert


Magdeburg 1179. Auf dem Hoftag in Magdeburg bei dem auch Ritter Christan und seine heilkundige Ehefrau Marthe anwesend sind, beschließt Kaiser Friederich Barbarossa über Heinrich dem Löwen die Acht zu verhängen. Dafür gilt es den Löwen vorerst von den Hoftagen fernzuhalten. Markgraf Dittrich, der Bruder von Markgaf Otto von Wettin, erhebt daher Klage wegen Hochverrats und fordert ein Gottesurteil. Somit ist auch klar, dass es zum Krieg gegen den Löwen kommt, freiwillig wird der Löwe seine Ländereien nicht hergeben.

Kaiser Barbarossa ruft daher seine Herzöge, Fürsten, Markgrafen und deren Ritter zum Krieg gegen den Löwen auf. Markgraf Otto verlangt auch von Christian an der Belagerung der Burg Haldersleben teilzunehmen und bestimmt seinen ältesten und erbarmungslosen Sohn Albrecht für die Zeit der Belagerung zum Herrscher der Christiansdorfer Burg. Dort soll sein Sohn schon mal das Regieren üben.

Marthe ist Albrecht mehr als nur ein Dorn im Auge, was noch schlimmer wird, als sie seine gesundheitliche Situation erkennt und ihm helfen will. Albrecht unterstellt ihr, ihn vergiften zu wollen und zwingt sie die Heiltränke ebenfalls einzunehmen. Auch stellt er seine Ritter, Marthe hat an einen besonders schlimme Erinnerungen, zur Bewachung der jungen Frau ab. Furcht und Grausamkeit ziehen mit Albrecht und seinen Rittern auf der Christiansdorfer Burg und dem Dorf ein, alle Bewohner sind der Willkür Albrechts ausgesetzt und dieser herrscht mit harter und ungerechter Hand.

Was muss noch alles passieren, bis sich Christians Traum nach einem gerechteren Leben für die Niedriggeborenen seines Dorfes erfüllt?


Kritik

Der dritte Teil der "Hebammen"-Saga von Sabine Ebert "Die Entscheidung der Hebamme" stützt sich wie schon die vorangegangenen Bände auf faktische historische Ereignisse.

Auch im dritten Band beweist die Autorin, dass ihr Potenzial nicht erschöpft ist. Mit ihrem gewohnt flüssigen und anschaulichen Sprachstil verwebt Sabine Ebert geschickt die fiktive Geschichte von Marthe und Christian mit den historischen Ereignissen der damaligen Zeit. Der Leser wird förmlich in die Geschichte katapultiert und der geschickt eingeflochtene Spannungsbogen macht das Beiseitelegen des Buchs fast unmöglich.

Das Leben der damaligen Zeit wird anschaulich beschrieben und die Nöte der einfachen Menschen lebendig erzählt. Auch die Kriegsführung wird ausdrucksvoll erklärt und die Geschichte der Zeit Barbarossas greifbar. Die historische Recherche der Autorin kann man nur loben.

Aus der Sicht eines Beobachters werden die verschiedenen Erlebnisse der Protagonisten erzählt, der Leser ist so immer auf dem neuesten Stand. Da Christan oft mit in den Krieg gegen den Löwen zieht, bekommt der Leser hier viel der realen Geschichte geboten. Das Leben in Christiansdorf kommt keineswegs zu kurz, auch hier wird der Leser nicht enttäuscht.

Die verschiedenen Handlungsstränge passen gut zueinander und ergänzen sich perfekt. Die Liebesgeschichte des Ritters und der Hebamme wird hier zwar nur am Rande behandelt, dies tut der Geschichte keinen Abbruch. Gerade durch die historisch belegten Begebenheiten wird hier auf spannende Weise ein Stück deutsche Gerichte dem Leser nahegebracht.

Die Entwicklung der Protagonisten wird immer glaubwürdiger gestaltet, ohne dass diese dadurch Sympathien einbüßen.

Marthe ist mittlerweile weit weg von der anfangs doch klischeereich konzipierten Figur und daher deutlich glaubwürdiger. Sie arbeitet weiterhin, allen Hindernissen wie ihrem Stand und auch der argwöhnischen Begutachtung durch den sauertöpfischen Pater Sebastian zum Trotz, weiter als Hebamme und Heilerin. Das "Gesicht", die hellseherischen Fähigkeiten kommen immer weniger vor und werden auch nicht mehr so oft erwähnt, sondern bezieht sich mehr auf dunkle Vorahnungen. Diese sind aber weiterhin ernst zu nehmen. Auch verdaut sie nicht mehr jeden Schicksalsschlag ohne seelische Narben davonzutragen, sondern muss lernen mit ihrer Vergangenheit ins Reine zu kommen.

Christian sorgt sich noch immer mehr um die Siedler die er einst nach Christiansdorf führte, dafür ist er auch bereit einiges, wenn nicht alles zu opfern.

Auch die weiteren bereits bekannten Charaktere wachsen an den Erfahrungen, die sie machen müssen und entwickeln Mut und Gerissenheit, um gegen die Obrigkeit zu bestehen.

Auch der dritte Band und die hier beschriebene Sonderausgabe enthält ein Glossar, in dem historische Begriffe erklärt werden, so wie ein Personenregister. Ein Nachwort, in dem Sabine Ebert die Geschichte noch einmal verdeutlicht und ein exklusiver Text, in dem sie auf die Ereignisse der Erzählung und ihre Beweggründe, die Geschichte so enden zu lassen eingeht, runden das Buch ab.

Das Cover ist zeigt eine junge Frau, wieder dem Stand Marthes angepasst gekleidet, vor nun in grün gehaltenen Hintergrundfarben.


Fazit

Auch in "Die Entscheidung der Hebamme" beweist Sabine Ebert, dass ihr Potenzial noch lange nicht verbraucht ist. Der dritte Teil ist die perfekte Ergänzung der Reihe und der Hebamme Marthe, auch wenn dieser Band den Leser traurig zurücklässt.

Die Recherche der Autorin um das Leben der Menschen in Mittelalter und die historische Richtigkeit, die das Gerüst, auf dem die Autorin ihr Buch aufbaut, trägt, ist hervorragend, so macht Geschichte Spaß und wird lebendig.

Lassen Sie sich in die Geschichte katapultieren, Sie werden begeistert sein ...


Autorin

Sabine Ebert (* 1958 in Aschersleben) ist eine deutsche Journalistin und Romanautorin.

Geboren in Aschersleben wuchs Sabine Ebert in Berlin auf. Sie absolvierte ihr journalistisches Volontariat in Magdeburg und studierte in Rostock Lateinamerika- und Sprachwissenschaften.

In ihrer Wahlheimat Freiberg/Sachsen war sie 1990 Mitbegründerin der ersten unabhängigen Zeitung der Stadt, deren Redaktion sie mehrere Jahre leitete. Ab 1995 war sie freiberuflich für Tageszeitungen, Fernsehen und Hörfunk tätig und veröffentlichte darüber hinaus eine Reihe von Sachbüchern zur Geschichte Freibergs, darunter das Freiberger Jahrbuch (1991-2006), das die wichtigsten regionalen Ereignisse des Jahres zusammenfasst.

Im Jahr 2006 erschien Sabine Eberts Romandebüt im Knaur-Verlag: "Das Geheimnis der Hebamme", Auftakt einer fünfbändigen Saga über die Siedlerzüge in den Osten und die ersten Silberfunde im Erzgebirge zur Zeit Barbarossas. Drei Fortsetzungen liegen bereits vor. (Quelle: Wikipedia)


Taschenbuch: 672 Seiten
ISBN-13: 978-3426638354
www.droemer-knaur.de




©Nadine Warnke

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