Lübeck, 1396. Die junge Cristin Bremer führt zusammen mit
ihrem Mann Lukas eine erfolgreiche Werkstatt in der Hansestadt Lübeck. Das
Ehepaar ist allseits beliebt und Cristin ist schwanger mit Lukas' erstem Kind.
Mit der Geburt der gemeinsamen Tochter ist das Glück der beiden perfekt. Doch
plötzlich ändert sich alles, denn nach einer Feier im Hause Bremer wird Lukas
schwer krank, und gerade als Cristin meint, er erhole sich, stirbt Lukas unter
fragwürdigen Umständen.
Als die trauernde Witwe kurz darauf auf dem Markt einkaufen
geht, wird sie gefangen genommen. Keiner sagt ihr, was sie verbrochen haben
soll, und sie hat eine schwere Zeit in der Fronerei. Als es dann endlich zum
Prozess kommt, mag sie die Vorwürfe kaum glauben: Sie soll ihren geliebten
Lukas getötet haben und eine Hexe sein. Sogar ihr Schwager und seine Frau
belasten Cristin schwer. Das Urteil lautet schließlich, dass sie bei lebendigem
Leibe begraben werden soll, und Cristin bleibt keine Hoffnung mehr.
Der Henkerssohn Baldo verliebt sich indes in die junge Frau
und befreit Cristin nachts heimlich aus ihrem Grab. Zusammen fliehen die beiden
nach Hamburg. Cristin hat nur ein Zie:, den wahren Mörder ihres Mannes zu
überführen und ihre Tochter zurückzubekommen.
Auf dem Weg nach Hamburg wird Baldo im Wald von einem
Wildschwein angegriffen und ist dem Tode näher als dem Leben. Cristin tut ihr
Bestes, um sein Leben zu retten. Hilfesuchend wendet sie sich an eine alte
Frau, die aus Lübeck kommt. Diese erzählt ihr von dem Bader Ludewig, der
ebenfalls auf der Reise nach Hamburg ist und den Weg bald entlangkommen müsste.
Auch warnt sie Cristin, deren Flucht in der Hansestadt nicht unbemerkt
geblieben ist.
Endlich kommt der Bader des Weges und ist bereit, Cristin
und Baldo zu helfen. Um nicht verraten zu werden, gibt Cristin sich fortan als
Agnes aus und Baldo wird zu ihrem Bruder Adam.
Der Bader Ludewig nimmt Cristin und Baldo mit nach Hamburg.
Um für die Pflege Baldos und ihre Unterkunft bei dem Bader aufzukommen, geht
Cristin Ludewig zur bei der Arbeit zur Hand. Baldo erholt sich in dieser Zeit,
ist aber nicht begeistert von den Lügen, mit denen sich Cristin umgibt. Cristin
ist eines Tages auf dem Markt in Hamburg, um einige Besorgungen für Ludewig zu
machen, als sie sich beobachtet fühlt. Zwei Büttel sind auf sie aufmerksam
geworden und beginnen Cristin zu folgen. Cristin flüchtet, und wieder in
Ludewigs Haus angekommen, bereiten sie und Baldo ihre Flucht vor.
Unterwegs schließen sie sich einer Trupper Gaukler an, und
die Reise geht wieder in Richtung der Hansestadt Lübeck und weiter in das
heutige Polen. Wird es Cristin gelingen, dem Mörder ihres Mannes auf die
Schliche zu kommen und sich ein neues freies Leben aufzubauen?
Kritik
"Die Goldspinnerin" ist der Debütroman der Autorin
Gerit Bertram. Von Anfang an bleibt der Leser gefesselt. Spannend und
temporeich entwickelt sich ab der ersten Seite ein Spannungsbogen, der zu immer
neuen Höhen findet. Es gibt zwar kaum überraschende Wendungen, und gerade bei
dem Mord an Cristins Ehemann kommt oft nur der Zufall zu Hilfe, trotzdem
gelingt es Gerit Bertram, die Aufmerksamkeit des Lesers zu binden.
Der packende, lebendige und detailreiche Schreibstil der
Autorin vermag es, den Leser in die damalige Zeit eintauchen zu lassen. Auch
werden die historischen Begebenheiten kurz, aber exakt erklärt, und so entsteht
ein rundes Bild in "Die Goldspinnerin".
Der Roman ist in drei Teile untergliedert, die jeweils eine
große Etappe der Protagonisten Baldo und Cristin beschreiben. Der erste Teil
bezieht sich auf das Leben der Protagonisten in Lübeck, bis zum Zeitpunkt, an
dem sie auf den Bader Ludewig treffen. Im zweiten Teil werden das Leben in
Hamburg und die erneute Flucht und das Versteckspiel von Cristin und Baldo in
Lübeck beschrieben. Dann endlich im dritten Teil kommen Cristin und Baldo dem
Mörder Lukas auf die Spur und unternehmen eine Reise, die erst an den
polnischen Königshof führt und schließlich wieder nach Lübeck.
Geschichtlich ist der Roman zweckdienlich recherchiert und
auch der Sprachstil passt sich der damaligen Zeit an, ohne unverständlich zu
werden. Erzählt wird der Roman aus der Sicht eines Beobachters, der sich
hauptsächlich auf Cristin fixiert. Dadurch wird dieser Charakter am besten
präsentiert, aber auch die weiteren Figuren kommen nicht zu kurz.
Die Protagonisten sind sympathisch, wenn auch nicht
grundsätzlich glaubhaft konzipiert. Sehr lebendig und vielschichtig
beschrieben, bieten die einzelnen Charaktere eine Fülle von
Charaktereigenschaften. Lediglich die Beziehungen untereinander sind nicht
grundsätzlich für die damalige Zeit glaubhaft, denn eine Liebesbeziehung eines
Henkerssohnes zu einer Kauffrau war doch durch gesellschaftliche Stellung eher
unwahrscheinlich.
Cristin muss viel durchmachen, lässt sich aber dennoch
niemals unterkriegen und verfolgt trotz der vielen Schwierigkeiten ihr Ziel,
den Mord an ihrem Mann aufzuklären und ihre Tochter zurückzugewinnen. Sehr
glaubwürdig ist auch der Henkerssohn Baldo, der trotz seiner Liebe zu Cristin
nicht immer mit ihrem Vorgehen einverstanden ist und dieses auch kundtut. Die
übrigen Charaktere bestechen ebenfalls durch Lebendigkeit und sind sehr
menschlich und sympathisch gezeichnet.
Die Autorin Gerit Bertram hat einen farbenfrohen und
mitreißenden historischen Roman geschrieben, der dem interessierten Leser
einiges zu bieten hat. Auch das Cover wirkt sehr ansprechend und die goldene
Prägeschrift fällt ins Auge. Im Innenteil ist zu Anfang eine Karte Lübecks
abgedruckt, und zum Schluss die Reiseroute von Cristin und Baldo aufgezeichnet.
Ein Glossar erklärt historische und nicht jedem bekannte Begriffe.
Autor
Gerit Bertram ist das Pseudonym eines Autorenpaares, das
sich 2007 durch ein Internet-Schreibforum kennenlernte. Schnell entdeckten sie
ihre gemeinsame Liebe zum historischen Roman. Seitdem schreiben sie erfolgreich
zusammen. Iris Klockmann ist gelernte Arzthelferin und lebt mit ihrer Familie
in ihrer Geburtsstadt Lübeck. Peter Hoeft war fast dreißig Jahre lang in der
stationären Altenpflege tätig und wohnt mit seiner Frau und seinem Sohn in Bad
Oeynhausen. (Verlagsinfo)
Fazit
"Die Goldspinnerin" von Gerit Bertram hat mich
überzeugen können. Die spannende und farbenprächtige Unterhaltung wird auch dem
geschichtlich interessierten Leser einiges bieten können. Ich kann diesen Roman
allen Lesern des historischen Genres klar empfehlen.
Broschiert: 512 Seiten
ISBN-13: 978-3764503710
www.randomhouse.de/blanvalet
Nadine Warnke
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