1167 in Franken. Die junge Marthe verlor schon früh ihre
Eltern und wurde von da an von der Wehmutter und Kräuterfrau Serafine
großgezogen und später ausgebildet. Marthe ist ca. 14 Jahre alt, als sie von
den Knechten des grausamen Burgherren Wulfhart, Ludolf und Oswald zu der
Entbindung seiner Frau Irmhild geholt wird. Marthe ist schnell klar, dass
dieses Kind unmöglich gesund auf die Welt kommen kann, die Geburt hat viel zu
früh eingesetzt.
Marthe hilft der Burgherrin bei der Entbindung, doch den Tod
des viel zu früh geborenen Sohnes kann sie nicht verhindern. Da Burgherr
Wulfhart ihr gedroht hat, sollte sein Sohn nicht gesund geboren werden, Marthe
Hände und Füße abzuschlagen, flieht die junge Hebamme aus der Burg. Durch den
Wald versucht sie sich zu der von ihr und Serafine bewohnten Kate
durchzuschlagen. Als sie dort ankommt, steht die Kate bereits in Flammen.
Marthe flieht schnell zurück in den Wald und nimmt die Spuren, der am Vortag
aufgebrochenen Siedlern auf, die von einem Ritter abgeworben wurden, um in der
Mark Meißen das Land urbar zu machen und ein besseres Leben aufzubauen.
Ritter Cristian verspricht Marthe Schutz und Marthe schließt
sich dem Siedlerzug an. Nicht alle sind damit einverstanden, dass Marthe sich
anschließt. Zum einen fürchten die Siedler die Rache Wulfharts und auch kann
Marthe nichts zum Überleben beisteuern. Ritter Christian macht den Siedlern
schnell klar, dass eine Heilerin immer gebraucht wird und so wird Marthe
aufgenommen.
Nach vielen Gefahren und Entbehrungen kommt der Siedlerzug
nach einigen Wochen in der Mark Meißen an und die fränkische Gruppe besiedelt
das Gebiet, das Markgraf Otto dafür bestimmt hat. Damit sind die Gefahren für
Marthe allerdings nicht vorüber, neben den Knechten Ludolf und Oswalt werden
auch schnell die Feinde Christians auf sie aufmerksam ...
Kritik
Mit dem Roman "Das Geheimnis der Hebamme" hat die
Autorin Sabine Ebert den Auftakt zu einer über fünf Teile ausgelegten
Siedlersaga vor dem Hintergrund der Machtkämpfe Barbarossas und Heinrich des
Löwen geschrieben.
Bildgewaltig und lebendig schildert die Autorin das Leben im
Mittelalter. Die verschiedenen Stände und auch die Willkür, der sich die
Niedriggeborenen ausgesetzt sehen, beschreibt Sabine Ebert realistisch. Dem
Leser wird schnell ausdrücklich klargemacht, was die Gewaltherrschaft im
Mittelalter bedeuten konnte.
Nicht nur willkürliche Enteignungen, auch Vergewaltigung und
ungesetzliche Verurteilungen waren an der Tagesordnung. Ritter, die nicht nach
den Idealen des Standes wie Ehre, Ehrlichkeit und Treue lebten, gab es zuhauf,
Schutz konnten die Niedriggeborenen kaum erwarten.
Der wortgewandte Erzählstil und die authentisch beschriebene
Handlung der Autorin, lesen sich flüssig und der intelligent eingewobene
Spannungsbogen macht es schwer dieses Buch aus der Hand zu legen. Die
Geschichte fesselt und die ausgiebige historische Recherche unterstützt die
Geschichte perfekt. Auch die Nebengeschichten fügen sich perfekt in den Plot
ein.
Der historische Hintergrund wurde von der Wahl-Freibergerin
sehr gut recherchiert, ihr Wissen erwarb sie nicht nur bei ihrer redaktionellen
Erforschung der Freiberger Region, sondern viele Gespräche mit Historikern und
anderen Fachleuten runden dieses ab. Auch ein ausführliches Personenregister,
in dem historisch belegte und die der Fantasie entsprungenen Charaktere
aufgelistet sind, bringt dem Leser die überlieferte Geschichte nahe.
Die Protagonisten sind, trotzdem sie relativ flach bleiben,
die Guten sind fast ausschließlich gut, während die Bösewichte nur Schlimmes
planen, ansprechend gezeichnet. Jeder Charakter hat eigene Schwächen und
Stärken, die auf der eigenen erlebten Geschichte begründet sind.
Marthe scheint zu perfekt, nicht nur, dass sie das
Heilwissen perfekt beherrscht, sie zeichnet sich noch durch übermenschliche
Stärke, hellseherische Kräfte und atemberaubende Schönheit aus. All das
Schreckliche, das sie erlebt, überwindet sie anscheinend, ohne seelische
Schäden davonzutragen und egal, wie schlecht es ihr selber gerade geht, sie ist
immer bereit zu helfen. Trotzdem wächst sie an ihren Erlebnissen und entwickelt
sich von dem fast noch kindlichen Mädchen zu einer ernst zu nehmenden Frau.
Auch der Ritter Christian ist sehr klischeehaft gezeichnet,
Christian ist der Ritter ohne Furcht und Tadel. Immer bereit, die Schwachen zu
schützen und sich dadurch nicht wenige Feinde machend, besticht auch dieser
durch sehr gutes Aussehen und die perfekte Ritterlichkeit in allen
Lebensbelangen.
Aber auch, wenn die Figuren Marthe und Christan schon fast
zu gut für diese Welt sind, wachsen sie dem Leser doch schnell ans Herz und der
Leser hofft nur das Beste für die beiden. Die Nebendarsteller sind wesentlich
authentischer konzipiert, diesen nimmt der Leser das erlittene Schicksal eher
ab, da der Kampf ums Leben deutlicher und realistischer erzählt wird.
Die Gegenspieler der Bewohner von Christansdorf und
besonders Christians und Marthes, sind so finster und durch und durch verderbt
gezeichnet, dass der Leser diesen garantiert kein Quäntchen Mitgefühl
entgegenbringen wird, diese Schwarzweiß-Zeichnung wirkt recht eindimensional,
aber in weiteren Bänden kann sich bei allen Protagonisten ja noch einiges tun.
Die hier besprochene Sonderausgabe enthält zusätzliches
Bonusmaterial. Nicht nur auf die Besiedlung östlich der Saale geht die Autorin
ein, sie schildert auch die eigenen Empfindungen, plötzlich Bestsellerautorin
zu sein. Ein Glossar verwendeter historischer Begriffe sowie das am Anfang zu
findende Personenregister, runden das Buch perfekt ab.
Das Cover ist wunderschön gestaltet, auf rot/beigem
Hintergrund ist eine junge Frau abgebildet, die ein standesgemäßes Kleid trägt.
Fazit
Mit dem ersten Band "Das Geheimnis der Hebamme"
hat die Autorin Sabine Ebert den bildgewaltigen Auftakt einer Saga um die
Siedlerzüge im 12. Jahrhundert geschrieben.
Mitreißend und vor solide recherchiertem historischem
Hintergrund erzählt die Autorin eine spannende Geschichte, die den Leser zu
fesseln vermag. Die eingewebten Klischees verzeiht man im Laufe der Geschichte
schnell und zurück bleibt das Gefühl etwas Wunderbares gelesen zu haben.
Weitere drei Teile sind bereits erschienen, ein fünfter
geplant. Mit diesem Geschichtsepos dürfte die Autorin nicht nur die Leser der
Region Freibergs, das man ursprünglich einmal Christansdorf nannte, fesseln.
Die Reihe:
01: "Das Geheimnis der Hebamme"
02: "Die Spur der Hebamme"
03: "Die Entscheidung der Hebamme"
04: "Der Fluch der Hebamme"
05: "Der Traum der Hebamme"
Autorin
Sabine Ebert (* 1958 in Aschersleben) ist eine deutsche
Journalistin und Romanautorin.
Geboren in Aschersleben wuchs Sabine Ebert in Berlin auf.
Sie absolvierte ihr journalistisches Volontariat in Magdeburg und studierte in
Rostock Lateinamerika- und Sprachwissenschaften.
In ihrer Wahlheimat Freiberg/Sachsen war sie 1990
Mitbegründerin der ersten unabhängigen Zeitung der Stadt, deren Redaktion sie
mehrere Jahre leitete. Ab 1995 war sie freiberuflich für Tageszeitungen,
Fernsehen und Hörfunk tätig und veröffentlichte darüber hinaus eine Reihe von
Sachbüchern zur Geschichte Freibergs, darunter das Freiberger Jahrbuch
(1991-2006), das die wichtigsten regionalen Ereignisse des Jahres
zusammenfasst.
Im Jahr 2006 erschien Sabine Eberts Romandebüt im
Knaur-Verlag: "Das Geheimnis der Hebamme", Auftakt einer fünfbändigen
Saga über die Siedlerzüge in den Osten und die ersten Silberfunde im Erzgebirge
zur Zeit Barbarossas. Drei Fortsetzungen liegen bereits vor. (Quelle:
Wikipedia)
Sabine Ebert lebt in Freiberg.
Taschenbuch: 672 Seiten
ISBN-13: 978-3426634127
www.droemer-knaur.de/home
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