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Sonntag, 21. November 2010

[Rezension] Grimm von Christoph Marzi + Interview

Was wäre wenn... die alten Mythen und Märchen Wirklichkeit wären?


Es war einmal...so begonnen die Märchen stets die Vesper Gold und ihre Schwester immer von ihrem Vater erzählt bekamen. Zum Abschluss immer die Worte „Mädchen, weicht vom Wege nicht!“.

Mittlerweile ist die große Schwester tot und nach der Scheidung der Eltern ist die 17 jährige Vesper mit ihrer Mutter von Berlin nach Hamburg gezogen.

An einen düsteren Herbsttag erfährt Vesper in den Nachrichten von dem Tod ihres Vaters, einem berühmten Regisseur. Wäre das nicht genug, steht Vesper am nächsten Tag als Vollwaise da, auch ihre Mutter kommt auf rätselhafte Weise plötzlich ums Leben.

Es geschehen merkwürdige Dinge in Hamburg und ganz Europa. Alle Kinder fallen zeitgleich in einen fünf minütigen, tiefen Schlaf, die Ärzte sind ratlos. In der folgenden Nacht haben alle Eltern dann einen gemeinsamen, schrecklichen Albtraum.

An diesem grauen Herbsttag melden sich die von Vesper bekannten Märchen dann mit ganzer Kraft zurück. Wölfe und andere märchenhafte Wesen tauchen auf und verfolgen sie. Für Vesper die einen geheimen Schlüssel von ihrem Vater bekam beginnt ein düsteres und geheimnisvolles Abenteuer. Ihr zur Seite stehen der geheimnisvolle Jonathan Andersen und der junge Leander Nachtsheim.



Kritik



Mit „Grimm“ erzählt Christoph Marzi Märchen einmal anders. Nicht romantisch verklärt, sondern eher düster und unheimlich, werden die einzelnen Figuren der Märchen und Mythen hier beschrieben.

Dem facettenreichen Schreibstil des Autors kann der Leser gut folgen. Christoph Marzi beschreibt die Orte der Handlung sehr genau und ausführlich, einerseits fällt dem Leser die bildliche Vorstellung dadurch sehr leicht, allerdings kommt es dazu teilweise zu Längen und die Handlung lässt auf sich warten. Dies stoppt den Lesefluss aber kaum. Der Spannungsbogen ist sehr intelligent und präzise eingebaut und aufgrund dessen bleibt der Leser bei der Stange.

Eine wichtige Rolle in „Grimm“ spielen die Märchen der Gebrüder Grimm und einer interessanten Idee wie es zu diesen Geschichten gekommen sein könnte. Die liebenswürdigen Figuren der Märchen stellen sich hier dann mal ganz anders da und wie es dazu gekommen ist diese zu „erfinden“ und aufzuschreiben, ist ein interessanter Gedanke. Auch kombiniert der Autor wieder einmal geschickt Fakten mit Fiktion, dem Leser der auch mal hinter die Kulissen schaut werden so manche Überraschungen geboten.

Einmal spielt der Roman im bekannten Hamburg, die Protagonisten kommen rätselhaften Todesfällen auf die Spur und in ganz Europa kommt es zu merkwürdigen Vorfällen. Mit fortschreiten der Geschichte, wird erst einmal alles noch viel undurchsichtiger und mysteriöser. Erst in der Welt der Märchen und der Schneekönigin schlüsselt sich dann alles auf.

Befremdlich mag dabei wirken, dass trotz der seltsamen Vorgänger, gerade bei den schlafenden Kindern die Bevölkerung so ruhig bleibt. Etwas mehr Aufregung, Verzweiflung oder gar Panik seitens der Bevölkerung wäre realistischer gewesen.

„Grimm“ wird aus der Perspektive eines Beobachters erzählt, der sich vor allem auf Versper Gold konzentriert. Allerdings lässt er andere wichtige Figuren wie Jonathan Andersen und Leander Nachtsheim durchaus zu Wort kommen, so dass man diese auch kennen lernt, selbst wenn Jonathan Andersen sehr rätselhaft bleibt.

Auch die Protagonisten sind sehr facettenreich und detailliert dargestellt, manche bleiben zwar erst einmal trotzdem sehr rätselhaft, dieses tut dem Spannungsbogen allerding sehr gut möchte der Leser doch wissen wie diese Protagonisten zu all dem stehen. Vesper Gold ist klar gezeichnet und wirkt sehr sympathisch, sie hat eine Menge Eigenschaften, die sehr positiv sind. Sie kümmert sich um andere, ist mutig und gibt nicht so leicht auf. Diese teilt auch Leander Nachtsheim, der in seiner Art punkten kann. Geheimnisvoll kommt Jonathan Andersen daher, gehrt dieser Charakter zu den wirklich guten oder führt er etwas im Schilde, dies bleibt lange schleierhaft und somit ist er ein sehr interessant konzipierter Charakter.

Die weiteren Figuren sind sehr blass dargestellt, erst zum Ende hin erfährt der Leser was diese wirklich wollen und warum einige Ereignisse so passiert sind.

Die Covergestaltung von „Grimm“ kann man nur als gelungen bezeichnet. In goldenen Käfigen sind die Märchen gefangen. Auf blauem Hintergrund sind Titel und der Autor genannt, der Titel ist dabei mit Spotlack hervorgehoben. Der Buchrücken ist in Rot gehalten und passend zum Cover sind auch hier Autor und Titel genannt. Mit 560 Seiten ist das Buch recht dick und zusammen mit der Ausstattung seinen Preis wert.





Fazit



Mit Grimm hat der Autor Christoph Marzi mal wieder einen wunderbaren Fantasyroman geschrieben der durch interessante Ideen und liebenswürdige Charaktere sowie einer einzigartigen Atmosphäre überzeugt.

Das Buch ließt sich sehr flüssig und kann mit einer Menge Spannung aufwarten. Lediglich das Ende ist etwas kurz gehalten.

„Grimm“ von Christoph Marzi bekommt von mir trotz winziger Schwächen eine klare Leseempfehlung für alle die durch Märchen, Mythen und Fantasy zu begeistern sind.



Autor



Christoph Marzi, Jahrgang 1970, wuchs in Obermending nahe der Eifel auf, studierte in Mainz und lebt heute mit seiner Familie im Saarland. Mit dem sensationellen Erfolg seiner Trilogie um die Uralte Metropole ("Lycidas", "Lilith" und "Lumen") hat er sich einen festen Platz als deutscher Fantasy-Autor erobert.



Gebundene Ausgabe: 560 Seiten
Verlag: Heyne Verlag (15. November 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453266617
ISBN-13: 978-3453266612


Hallo Herr Marzi, vielen Dank das Sie sich die Zeit nehmen uns ein paar Fragen zu beantworten.

Fangen wir mit ein paar Fragen zu Ihrer Person an.
Würden Sie sich unseren Lesern kurz vorstellen? Wie ist der Mensch Christoph Marzi?

Ich bin 40 Jahre alt, 1,94 m groß – ach ja, und denke mir Geschichten aus, von denen manche zu Romanen werden und andere zu Kurzgeschichten. Die Beurteilung meiner Person überlasse ich aber lieber anderen Menschen.



Welchen Interessen und Hobbys widmen Sie sich in Ihrer Freizeit?

Ich schreibe Geschichten. Ich lese viel. Ich liebe Filme. Ansonsten führe ich ein ganz normales reales Leben fernab des Internets. Ach ja, seit einem halben Jahr habe ich Yoga für mich entdeckt. Allerdings würde ich das nicht als Hobby bezeichnen.



Wie kamen sie zum Schreiben, gab es da einen bestimmten Auslöser?

Einen direkten Auslöser gab es keinen. Ich habe irgendwann – genau genommen: im Alter von ca. 15 Jahren - einfach damit begonnen, die Geschichten aufzuschreiben, die ich mir bis zu diesem Zeitpunkt nur ausgedacht hatte. Ich weiß, dass das alles ein wenig unspektakulär klingt, aber am Ende ist es genauso passiert.



Wie teilen Sie sich Ihre Zeit zum Schreiben ein, haben Sie bestimmte Vorlieben?

Ich schreibe, wann immer ich die Zeit dazu finde. Wichtig ist mir, beim Schreiben Musik zu hören. Ich schreibe niemals, ohne das passende Musikstück als Begleitung zu haben. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz.


„Grimm“ ist ja wie „Heaven“ ein Jugendroman. Ist das Schreiben eines Jugendromans leichter oder schwerer als für die Zielgruppe Erwachsenen –Fantasy? Was reizt Sie an der Fantasy insgesamt?
Wenn ich mich einer Geschichte widme, dann denke ich nicht unbedingt an diese Art der Einteilung. Ich mag dieses Schubladendenken nicht wirklich. Ich glaube vielmehr, dass die Grenzen diesbezüglich fließend sind – und sieht man von Romanen wie LYRA oder FABULA ab, die eindeutig für eine erwachsene Leserschaft gedacht waren, können die Geschichten in jedem Alter gelesen werden. Die Geschichte bestimmt immer der Tonfall, in dem sie erzählt wird. Für mich gibt es keinen Unterschied, erst recht keinen, der sich als „schwieriger“ oder „einfacher“ umschreiben ließe. Dass die Geschichten meist einen phantastischen Hintergrund haben, ergibt sich einfach. Es sind nun einmal diese Geschichten, die ich gerne schreibe, das ist alles. Insofern kehre ich intuitiv in diese Gefilde zurück. Warum? Fragen Sie nicht …



Wie lange haben Sie zum Schreiben für den aktuellen Roman „Grimm“ gebraucht?

Die reine Arbeit am Text hat ca. 8 Wochen in Anspruch genommen. Dazu kommt aber natürlich die gesamte „Vorarbeit“, das „Herantasten“ an die Geschichte, die Recherche, all die Dinge, die eine Geschichte greifbar werden lassen. Man muss mit den Charakteren vertraut werden, muss sie kennenlernen. Und dann gibt es natürlich noch die Bearbeitung der ersten Manuskriptfassung. Die Bearbeitung dieser Überarbeitung. Plus das Lektorat. Und einige Pausen, in denen andere Dinge entstanden sind. Sie sehen also, man kann das zeitlich nicht so genau festlegen.



Was hat Sie zu „Grimm“ inspiriert?

Die alte Frage: „Was wäre wenn …“ – was wäre, wenn die Geschichten von einst gar keine Geschichten gewesen wären, sondern Wirklichkeit. Was wäre, wenn die Brüder Grimm einige seltsame Dinge getan hätten? Was wäre, wenn nichts mehr so sein würde, wie wir es kennen?



Würden Sie uns etwas über den Roman Grimm erzählen?

Um möglichst geheimnisvoll zu klingen: es geht darum, dass die Märchen, die wir als Kinder gehört haben, erneut zum Leben erwachen. Alle Kinder fallen in einen tiefen Schlaf. Wölfe und andere Gestalten tauchen auf. Und die siebzehnjährige Vesper Gold befindet sich plötzlich in einer Geschichte, die wie ein böser Traum anmutet. Neugierig geworden? Ich hoffe doch …



Wie zufrieden sind sie bisher mit dem Erfolg Ihrer Romane? Gabe es Leserstimmen die Sie besonders gefreut haben?

Ich schätze mich wirklich sehr glücklich, in den vergangenen Jahren eine treue Leserschaft gefunden zu haben. Was kann man sich Schöneres wünschen?! Und es ist jedes Mal ein aufregendes Gefühl herauszufinden, wie ein Roman oder eine Kurzgeschichte aufgenommen wird.


Was haben die Leser zukünftig zu erwarten, wird es evtl. Fortsetzungen zur Uralten Metropole, Heaven oder Grimm geben? Oder schwebt Ihnen etwas Neues vor?

Derzeit arbeite ich an einem Roman, der in einem London spielt, das der Stadt, die einst einen Teil ihres Himmels verloren hatte, sehr ähnlich sieht. Danach werde ich mich einem völlig neuen Roman widmen. Eine Rückkehr in die uralte Metropole ist erst einmal nicht geplant. Aber man sollte ja niemals nie sagen …


Vielen Dank das Sie sich die Zeit genommen haben!

Vielen Dank für Ihr Interesse.

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