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Sonntag, 15. Januar 2012

[Rezension] Die Kinderhexe von Roman Rausch

Hexen müssen brennen - auch wenn es Kinder sind.

Würzburg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges: Grausam wütet der Hexenwahn, die Scheiterhaufen lodern höher als je zuvor. Als auch die alte Hebamme Babette sterben muss, schwört ihr Pflegekind Kathi Rache. Zusammen mit einer Freundin gibt sie an, auf einem Hexensabbat Bürger der Stadt gesehen zu haben. Die Nachricht vom Hexenflug der Mädchen verbreitet sich wie ein Lauffeuer, und bald kann niemand mehr seiner Haut sicher sein. Immer mehr Männer und Frauen fallen den tödlichen Bezichtigungen zum Opfer. Und am Ende sehen sich auch die Kinder selbst vom Feuertod bedroht ... (Verlagsinfo)


Kritik

Roman Rausch lässt in seinem Werk "Die Kinderhexe" das Grauen einer Hexenverfolgung wieder lebendig werden. Fakt ist, tatsächlich wurden in Würzburg um 1629 viele Menschen der Hexerei verdächtigt. Diese Menschen unterschiedlichen Alters und Ranges wurden im Hexenprozess gefoltert, geköpft und anschließend verbrannt. Darunter auch Kinder. So ist es nachvollziehbar die Hexenprozesse auch einmal aus der Perspektive der Kinder zu erzählen, eine Anschauungsweise, die bisher selten berücksichtigt wurde. Aberglaube, aber auch in großem Masse Hab- und Machtgier trieb die Menschen zu grauenvollen Taten, die vor niemandem haltmachten.

Von der ersten Seite an packend, erzählt der Autor Roman Rausch uns von den finsteren Würzburger Hexenprozessen. Detailliert und authentisch werden das Leben und die Schauplätze beschrieben. Der Leser wird hier nicht geschont, auch Folter und Verzweiflung beschreibt der Autor schon fast greifbar. Durch einen klaren Schreibstil ist der Roman leicht zu lesen und spielend verständlich. Was jedoch schnell auffiel, auf zeitgemäße Sprache und Dialoge verzichtet der Autor konsequent. Dies mag dazu beitragen, dass die Leser dem Geschehen folgen können, ohne sich dem damaligen Sprachgebrauch befassen zu müssen, besonders in den Dialogen fehlt diese altertümliche Sprache dann aber doch. Dennoch zieht der dramatische und glaubhafte Plot seine Leser schnell in den Bann und lässt auch so schnell nicht mehr los. Besonders das Elend und die erschreckende Lebensweise der Kinder sind authentisch dargestellt. Schon die ersten Seiten vermitteln Beklemmung und so soll es, bis zu dem etwas abrupten Ende, weitergehen. Zielstrebig wird anhand eines roten Faden, der sich geradlinig durch den Roman zieht, die Geschichte ausgebaut. So bleibt der vorliegende Roman immer spannend und nachvollziehbar.

Eine beklemmende Spannung zieht sich durch die komplette Geschichte. Nicht nur die Folter und Hinrichtung der vermeidlichen Hexen, sondern besonders dass, was aus einem von Kindern ersponnenen Racheplan letztendlich werden kann und welche Folgen dies nach sich zieht, ist beängstigend reell geschildert. So fiebert der Leser mit den eigentlich so unschuldigen Kindern einem hoffentlich guten Ende entgegen.

Aus der beobachtenden Perspektive eines neutralen Beobachters werden rückblickend die Ereignisse geschildert. Dabei konzentriert sich dieser Erzähler meist auf Kathi, sodass die Leser einen tiefen Einblick in diese Persönlichkeit erhalten. Nur manchmal ändert sich die Perspektive, dann, wenn Rabe Kolk zu Wort kommt.

Die Wahl Roman Rauschs Figuren ist aus dem Rahmen fallend und daher zugleich außergewöhnlich. Die lebendige Protagonistin Kathi wurde glaubwürdig konzipiert und vermag es, in Erinnerung zu bleiben. Logisch ist auch was sie aus Rache in ihrem großen Schmerz, eine überlebenswichtige und geliebte Person zu verlieren, unternimmt. Ebenfalls nachvollziehbar ist, wie sich ein Mensch unter den gegebenen Lebensbedingungen entwickelt.

Leider bleiben die anderen Kinder recht blass, sicherlich sind sie ausreichend entwickelt und der Handlung Rechnung zu tragen. Dennoch fehlt hier ein wenig Tiefe, um lange in Erinnerung zu bleiben.

So manches Mal verwischen die Grenzen zwischen gut und böse, so kann der Leser sogar bei den Antipoden sich auf so manche Überraschung gefasst machen.

Die Umschlaggestaltung ist absolut passend zum Inhalt, ein Würzburger hält sich im Hintergrund, ein junges Mädchen und das grausame Feuer machen klar was die Leser erwarten dürfen. Gleich auf den ersten Seiten sind historische Karten Würzburgs abgebildet. Leider fehlt zum Schluss ein Nachwort, das sich auf die historischen Ereignisse bezieht.


Autor

Roman Rausch, 1961 in Würzburg geboren, arbeitete nach dem Studium der Betriebswirtschaft im Medienbereich und als Journalist. Für seine Trilogie um den Kommissar Johannes Kilian wurde er 2002 auf der Leipziger Buchmesse mit dem "Book on Demand"-Award ausgezeichnet. Im gleichen Jahr gründete Roman Rausch gemeinsam mit Blanka Stipetic die Schreibakademie storials (www.storials.com).

Mehr über den Autor und sein Werk: www.Roman-Rausch.info


Fazit

Der Roman "Die Kinderhexe" von Roman Rausch ist düster und grausam, so wie man sich das Mittelalter vorstellt. In die Wirren des Dreißigjährigen Krieges eingebettet, erleben die Leser hier eine beklemmende Geschichte mit einem leider allzu wahren Kern. Die ungewöhnliche Wahl seiner jungen Protagonistin macht den Titel zu etwas nie Dagewesenem.

"Die Kinderhexe" ist ein solider historischer Roman der Grausamkeit aufzeigt, mit einer düsteren Atmosphäre authentische wirkt und durch die ungewöhnliche Wahl seiner Protagonisten in Erinnerung bleibt.


Taschenbuch: 384 Seiten
ISBN-13: 978-3499257100
www.rowohlt.de

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Hallo Nadine!

Hier hab ich etwas für dich:
http://buechersuechtig-sabine.blogspot.com/2012/01/stockchen-bucher-tag-in-einem.html

LG
Sabine

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