Bologna 1311. Mondino de' Liuzzi ist Arzt und Magister an
der Universität von Bologna. Neben seiner Arbeit als Magister der Medizin
arbeitet er an seiner Anathomia Mundini, die das erste mittelalterliche
anatomische Werk dieser Art sein soll. Zu Studienzwecken wartet Mondino nachts
in der Universität auf die Totengräber, die ihm eine hingerichtete Leiche für
seine Studien am offenen Leichnam liefern sollen. Um hinter die Geheimnisse der
menschlichen Anatomie zu erforschen, ist er bereit viele Risiken auf sich zu
nehmen.
Diese Nacht soll aber nun einiges in Mondinos Leben
verändern, statt der erwarteten Totengräber steht in dieser Nacht einer seiner
Schüler vor der Tür, der völlig verstörte Francesco Salimbene. In seinen Armen
befindet sich die Leiche eines Unbekannten. Ohne die Reaktion Mondinos
abzuwarten, verschafft Francesco sich Zugang zu der Schule und präsentiert
Mondino die wahrhaft grausam zugerichtete Leiche. Nicht nur, dass diese übel
zugerichtet ist, das Herz des Toten scheint sich in Eisen verwandelt zu haben.
Zudem erfährt Mondino Francescos bedrohliches Geheimnis, dieser ist keinesfalls
der Student, für den er sich ausgibt, sondern ein Templer mit dem Namen Gerardo
da Castelbretone. Durch seine falsche Identität entzieht Gerardo den Schergen
der Inquisition, die Papst Clemens V. auf den Orden angesetzt hat. Der Tote,
Angelo da Piczano, gehörte ebenfalls dem Orden der armen Ritter Jesu an und war
bei Gerardo zu Gast.
Nicht nur um seinem Schüler zu helfen, sondern auch um das
alchimistische Rätsel um das zu Eisen gewordene Herz zu lüften, ist Mondino
bereit, Gerardo bei den Ermittlungen zu helfen. Doch schon bald stehen die
Häscher der Inquisition vor der Tür und Mondino und Gerardo schweben in
höchster Gefahr.
Kritik
Mit dem Roman "Das Geheimnis der Alchimistin" hat
der italienische Schriftsteller Alfredo Colitto einen soliden und überaus
spannenden historischen Krimi geschrieben. Unverständlich ist hierbei
allerdings die Wahl des Titels, hier wäre der italienische Titel "Cuore di
ferro" zu deutsch "Herz aus Eisen" deutlich passender gewesen.
Die erwähnte arabische Alchimistin Adia kommt zwar in dem Buch immerhin vor,
spielt aber eine Nebenrolle, auf die der Leser erst nach über der Hälfte der
448 Seiten trifft.
Schreibstil und Satzbau sind klar gegliedert und daher leicht
und flüssig zu lesen. Trotz des historischen Hintergrundes ist die Sprache
zeitgemäß und daher klar verständlich. Anfangs mag der Leser vielleicht noch
über die ungewohnten italienischen Namen stolpern, dieses gibt sich aber mit
der Zeit und dem Lesefluss steht, auch aufgrund der fesselnden Dramatik, nichts
mehr im Wege. Das spätmittelalterliche Bologna lässt der Autor bildgewaltig
wiederaufleben und schnell ist man mit den Figuren in den Straßen der
italienischen Stadt unterwegs. Eine authentische Atmosphäre wird in "Das
Geheimnis der Alchimistin" glaubhaft erzeugt und so fällt es nicht schwer,
sich in diese Zeit hineinzuversetzen.
Verschiedene Nebenhandlungen verwebt der Autor geschickt mit
dem interessanten Hauptplot, in dem es um die Jagd nach dem Mörder des Templers
und dem Geheimnis des zu Eisen verwandelten Herzens geht. Der Plot und die
kleineren Nebenhandlungen greifen ineinander über und sind stimmig
ausgearbeitet. Gleich zu Anfang wird der Leser direkt in das Geschehen
katapultiert, alles Weitere erfährt der Leser innerhalb der Handlung. Der
Spannungsbogen ist daher gleich zu Begin recht hoch angesetzt und entwickelt
sich durch die Geschichte hindurch konstant weiter. Gebannt kann so dem
Geschehen gefolgt und der Auflösung des Falles entgegengefiebert werden. Am
Ende ist der Fall einleuchtend abgeschlossen und einige interessante
Überraschungen hat der Leser erleben dürfen.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht eines Beobachters,
der sowohl zwischen Mondino de' Liuzzi und dem Templer Gerardo da
Castelbrtones, als auch verschiedenen anderen Protagonisten wie den Antipoden
Inquisitor Uberto da Rimini wechselt. Dieses Zusammenspiel hat noch einmal mehr
für atemlose Spannung gesorgt, da der Leser von den Plänen und dem Fortschritt
aller Personen wusste und so manches Mal gerne den Protagonisten auf die
Sprünge geholfen hätte, um Schlimmeres zu verhindern. Geschickt wurden die verschiedenen
Sprünge zwischen den Charakteren durch Absätze und Kapitel unterteilt, so ist
es nicht schwer die einzelnen Perspektiven der unterschiedlichen Figuren,
auseinanderzuhalten.
Die Protagonisten sind komplett glaubwürdig und lebendig
konzipiert. Alle haben einen prägenden Hintergrund und auch die Handlungen der
Einzelnen sind überzeugend und nachvollziehbar darstellt.
Mondino de' Liuzzi war Anatom und Professor der Medizin in
Bologna. Diese historisch verbürgte Person hat in "Das Geheimnis der Alchimistin"
eine der tragenden Rollen und füllt diese authentisch aus. Den sympathischen
Charakter treibt die Neugier nach dem alchimistischen Geheimnis um das Herz aus
Eisen voran und so ist er auch bereit einiges dafür zu geben. Nicht nur, dass er
sich in Gefahr begibt, schließlich ist die Inquisition schon auf Gerardo da
Castelbrtones Fersen und dies bedeutet auch für Mondino de' Liuzzi in deren
Fokus zu geraten, schnell gerät er auch in familiäre Schwierigkeiten.
Gerardo da Castelbretone versteckt sich hinter einer
falschen Identität, um den Häschern der Inquisition zu entkommen. Da er dem
Orden der armen Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem
angehört, der aufgrund falscher Anschuldigungen verfolgt wird, bleibt ihm um zu
überleben keine andere Wahl. Auch dieser Charakter ist sehr ansprechend und
überzeugend abgebildet. Seinen noch fast jugendlichen Charme und den festen
Glauben nur edel gesinnte Ordensbrüder zu haben, nimmt der Leser dieser Figur
gerne ab und leidet fast mit ihm, wenn Gerardo merkt, dass nicht alles Gold
ist, was da glänzt.
Uberto da Rimini treibt nur eines, den Templerorden zu
vernichten und er schreckt dabei weder vor Mord noch vor Betrug und Hinterlist,
auch an der eigenen Kirche, zurück. Hier findet der Leser einen Widersacher,
wie er im Buche steht.
Die Gestaltung des Covers ist sehr gelungen, in Farben wie
altes Papier ist der Name des Autors, Titel und ein dunkelrotes Siegel
sichtbar.
Fazit
Mit "Das Geheimnis der Alchimisten" ist Alfredo
Colitto ein äußerst spannender und solide entwickelter, mittelalterlicher
Kriminalroman gelungen. Sympathische Figuren und ein spannender Plot laden hier
zu einem grandiosen und fesselnden Lesevergnügen ein. Auch kommt dieser einmal
ohne die sonst für mittelalterliche Romane typische "Heldin" aus, was
einmal eine erfrischende Abwechslung ist. Lesern, die ein wenig Romantik
vermissen, sei gesagt, auch ohne diese weibliche Heldin kommt ein wenig
Romantik auch zum Tragen.
Lesern historischer Romane und vor allem historischer Krimis
kann ich dieses Buch wirklich ans Herz legen.
Autor
Alfredo Colitto lebt als freier Schriftsteller, Übersetzer
und Herausgeber in Bologna, wo er auch kreatives Schreiben unterrichtet. Für
"Das Geheimnis der Alchimistin" erhielt er den renommierten
"Premio Salgari".
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag: 448 Seiten
Originaltitel: Cuore di ferro
Aus dem Italienischen von Katharina Schmidt, Barbara Neeb
ISBN: 978-3-442-20367-3
©Nadine Warnke
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