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Dienstag, 8. März 2011

[Rezension] Ravinia von Thilo Corzilius


Die 16 Jahre alte Lara McLane lebt seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Großvater Henry McLane in Edinburgh. Ihre Eltern verstarben, als Lara noch ein sehr kleines Kind war, und so fehlt Lara, obwohl ihr Großvater ihr möglichst viele Fragen beantwortet, der richtige Bezug zu ihren Eltern.

An ihrem 16. Geburtstag bekommt sie von ihrem lebenslustigen Großvater neben einem MP3-Spieler auch einen geheimnisvollen Schlüssel geschenkt. Diesen erhält sie mit den Worten: "Betrachte dies hier als Möglichkeit" und "Du wirst schon herausfinden, zu was dieser Schlüssel taugt".

Später am Vormittag will Lara probieren, zu welcher Tür dieser wunderschöne Schlüssel passt, und tatsächlich, der Schlüssel passt in die Haustür! Als Lara diese dann aber öffnet, staunt sie nicht schlecht: Obwohl sie und ihr Großvater im zweiten Stock wohnen, steht sie zwei Ecken entfernt auf der Victoria Street. Als Lara den Schlüssel erneut in das Schloss der Tür, aus der sie gerade kam, steckt, funktioniert dieser nicht mehr. Das Nächste, was Lara dann sieht, ist ein kleiner Laden mit der Aufschrift "Schlüssel, Uhren, Feinmechanik, Inhaber B. Quibbes".

Um dem Geheimnis ihres neuen Schlüssels auf den Grund zu gehen, betritt Lara den Laden, und das Erste, was sie dort zu Gesicht bekommt, ist ein pechschwarzer Kolkrabe. Dann wird Lara auf Tom aufmerksam, der den Inhaber Baltasar Quibbes dazuholt. Nach einer Unterhaltung, in der Mr. Quibbes ihr offenbart, dass schon ihr Vater bei ihm das Handwerk des Schlüsselmachens, eines ganz besonderen Schlüsselmachens, gelernt hat, steht für das junge Mädchen fest, dass sie das Angebot annehmen wird, ebenfalls bei Mr. Quibbes in die Lehre zu gehen.

Dies alles, der Schlüssel, die Hoffnung. mehr über ihre Eltern zu erfahren. und die unverhoffte Lehrstelle, ist aber nur der Anfang eines magischen Abenteuers, in dem Lara sich bald befindet. Gemeinsam mit Tom und Mr. Quibbes lernt sie das geheimnisvolle und mystische Ravinia kennen, in dem viele besonders oder auch magisch talentierte Menschen zu Hause sind. Dort gibt es allerdings auch eine große Gefahr, und bald versucht Lara mit Lee, der ebenfalls Waise ist, und Tom, Ravinia und seine Bewohner zu retten.


Kritik

Mit "Ravinia" hat der deutsche Autor Thilo Corzilius sein magisches Debüt veröffentlicht. Ähnlich wie Christoph Marzi und auch Ralf Isau bewegt sich Thilo Corzilius außerhalb der ausgetreten Wege der momentan bevorzugten Fantasy. Mit einem feinsinnigen und mystischen Plot schafft es der Autor auch ohne Vampire, Werwesen und anderen Dämonen, den Leser zu fesseln und zu überzeugen.

Auch sprachlich überzeugt "Ravinia", teilweise schon poetisch verwendet Thilo Corzilius einen sehr ausdrucksstarken und dabei flüssigen Sprachstil. Überaus greifbar bringt der Autor seinen Lesern die Welt Ravina nah. Dabei wird aber nicht nur Ravinia sehr lebhaft beschrieben, auch die realen Orte, wie zum Beispiel Edinburgh, die Wohnung von Lara und ihrem Großvater oder die Werkstatt Mr. Quibbes werden authentisch beschrieben und lassen so realistische Bilder entstehen.

Dabei verrennt sich der Autor niemals in seinen Schilderungen, sondern gibt auch der Handlung den benötigten Raum, sich zu entfalten. Lediglich die am Anfang recht oft vorkommenden Wiederholungen bestimmter Substantive können als störend empfunden werden, doch dies gibt sich im weiteren Verlauf der Geschichte.

Der Spannungsbogen baut sich sanft auf. Viel Wert legt der Autor erst einmal darauf, dass der Leser die Charaktere mit ihren besonderen Begabungen und Ravinia kennenlernen kann. Die Neugierde wird dabei von Seite zu Seite mehr angestachelt, möchte man doch schnell hinter die Geheimnisse der verschiedenen Figuren kommen. Als nach einem furchtbaren Ereignis der Spannungsbogen dann stark anzieht, kann das Buch kaum noch aus der Hand gelegt werden. Auch die Nebenhandlungen und Rückblicke, die hier durch Tagebucheinträge dargestellt werden, passen optimal zum Plot und ergänzen diesen meisterhaft. Mit seinem atmosphärisch dichten Sprachstil spricht Thilo Corzilius zusätzlich die Sinne des Lesers an.

"Ravinia" ist so weit abgeschlossen, dabei bleiben aber trotzdem einige Fragen offen, die hoffentlich in weiteren Teilen um diese fantastische Welt und ihre liebenswerten Figuren geklärt werden.

Aus der Perspektive eines Beobachters wird Laras Geschichte erzählt. Da sich diese dritte Person dabei auf Lara konzentriert, werden die Stimmungen und offenen Fragen der jungen Protagonistin sehr einleuchtend übermittelt. Gemeinsam mit Lara lernt der Leser so die Gepflogenheiten und Besonderheiten ihrer neuen Welt kennen.

Auch die abwechslungsreichen und sehr sympathischen Figuren sind sehr ansprechend konzipiert, lediglich die Antipoden waren recht blass gezeichnet. Durch die präzise Beschreibung der äußerlichen Merkmale und der abwechslungsreichen Charaktereigenschaften der Protagonisten fällt es leicht, sich diese als lebendige Menschen vorzustellen. Auch entwickeln sich die Charaktere glaubwürdig durch die Ereignisse weiter.

Besonders wird hier Lara McLane hervorgehoben. Liebevoll gezeichnet, erlebt der Leser mit, wie das junge Mädchen mit der Verschlossenheit mancher Charaktere kämpft. Besonders wird sie dadurch angetrieben, mehr über ihre Eltern zu erfahren, um nach Jahren eine Bindung zu den viel zu früh Verstorbenen zu entwickeln. Auf ihrem Weg schließt das junge Mädchen Freundschaften fürs Leben und schreckt auch nicht vor Gefahren zurück, um die magische Welt, die sie gerade erst kennenlernt, zu verteidigen.

Passend zum Plot ist das Cover düster gehalten, lediglich eine schemenhafte Skyline und eine Schar Raben sind vor einem bläulichen Mond erkennbar.


Fazit

Mit seinem Debütroman "Ravinia" hat Thilo Corzilius bewiesen, dass er durchaus mit den deutschen Größen der Fantasyliteratur mithalten kann. Mit seinem außergewöhnlichen Erzählstil entführt der Autor uns Leser in eine völlig neue Welt, die zu entdecken sich lohnt.

Jungen sowie jung gebliebenen Lesern der Urban Fantasy kann ich dieses Buch nur ans Herz legen. Eine spannend, mystische Geschichte um verlässliche Freundschaft und eine große Gefahr erwartet den Leser. Bleibt zu wünschen, dass wir noch viel von Thilo Corzilius lesen können und er hoffentlich die Geschichte um Ravinia und seine besondere Bevölkerung weitererzählt.


Autor

Thilo Corzilius, 1986 in Dortmund geboren, studiert in Göttingen Evangelische Theologie und schreibt nach eigenen Angaben "schon immer irgendwie". Er geht häufig ins Kino, spielt in diversen Bands und reist leidenschaftlich gerne in Länder mit rauem Klima - zum Beispiel nach Schottland. Der bekennende Whisky-Liebhaber fand für sein Debüt sehr schnell eine Agentur und brachte es dann praktisch über Nacht beim Piper-Verlag unter.


Broschiert: 400 Seiten
ISBN-13: 978-3492267618
www.piper-verlag.de

Leseprobe



©Nadine Warnke

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Klingt interessant! Von diesem Buch habe ich bisher noch nichts gehört...
Ein Fall für meine MUSS-ICH-HABEN-LISTE!
Danke für diese schöne Rezension.
glg, Tanja

jucele`s World hat gesagt…

ich fand es auch wirklich grandios :-)

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